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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Zuckerkandl, Bertha: Josef Hoffmann, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0262

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Josef Hoff mann Wien.

Die Abbildungen sprechen ja besser, als das
Wort es vermag, von der vornehmen, subtilen
Kultur der architektonischen Gliederung, die
allerdings durch die Vorstellung eines Farben-
klanges — der immer überraschender, sonorer,
an dumpfer Leidenschaft und hellen Harmonien
reicher geworden — Ergänzung der Phantasie
fordert. Was diesem von nachbarlicher alter
Edelkultur umgebenen Heim sein Gepräge gibt,
ist eine sittlich-ethische tiefe Empfindung, die
zu vollkommenem künstlerischen Ausdruck ge-
bracht wird. Sie gilt der Kulturhaltung, an
deren Sein Hoffmann die Kraft seines Daseins
setzt. Denn seine Sehnsucht galt und gilt der
Aristokratisierung des Geschmackes, der Ver-
edlung der Luxuswelt, der Wiederherstellung
des Qualitätsgefühles, eines sinnlichen Daseins-
ausdruckes. Daß der Staat und die Schichte
der oberen Zehntausend wieder wie einst zum
Bewußtsein und zur Pflege alles Echten erzogen
werden müssen, wenn die Renaissance des Ge-
samtkunstwerkes, wenn die im Leben mit dem
Leben wirkende Kunst nicht ungenützt als
Künstlertraum verklingen soll; aus diesem Welt-

bewußtsein entstehen immer wieder solch edle
Einheiten von Raum, Form, Material und Farbe,
wie sie hier in Wort und Bild dem Leser nahe-
gebracht wurden...... berta zuckerkandl.

*

T Tber das Landhaus inWinkelsdorfbei
^ Mährisch-Schönberg — das auf Seite 233
gleichzeitig erwähnte Werk Prof. J. Hoffmanns
— wird in einem unserer nächsten Hefte ausführ-
lich in Bild und Wort berichtet werden. . . a. k.
£

Das Zimmer drückt das Wesen seines Bewohners
aus. Ist doch alles, womit sich der Mensch um-
gibt, die Kleider, die er trägt, die Werkzeuge, die
er braucht, die Möbel, die ihm dienen, das Haus, das
ihn birgt, eine Erweiterung seiner Körperlichkeit, ganz
ähnlich wie bei den Tieren die mannigfach modifi-
zierte Bekleidung und die unendliche Vielgestaltig-
keit zu Werkzeugen umgebildeter Glieder. Nur, daß
der Mensch seine ins Unendliche komplizierten Be-
dürfnisse nicht durch die Entwicklung seines eigenen

Leibes befriedigen kann....... Alfred LichtwarV.

£

Wer keinerlei Fesseln kennt, dessen Kunst zerfährt
in form- und bedeutungsloser Willkür. O.Semper.
 
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