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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Klein, Rudolf: Die Ausstellung der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0288

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Die Ausstellung der Berliner Secession.

HUGO KRAYN - BERLIN.

GEMÄLDE »GROSSTADT«

Schider mit zwei bemerkenswerten Bildern
vertreten; einem Interieur: „Dame mit Kind",
und einer genrehaften Szene: „Weihnachten
bei Leibi", die in der Lichtbehandlung als Ma-
lerei eher fast an den späten Uhde als an Leibi
denken läßt. Das Bild gehört dem Kestner-
Museum in Hannover. Durchaus anders ge-
artet ist das vorige Bild „Dame mit Kind";
noch wenig breit im Vortrag, fleischloser im
Strich, mit der Absicht auf Ton doch noch hart,
könnte man an den Belgier Stevens denken.
Das perlgraue Seidenkleid, um dessentwillen
das Bild gemalt scheint — es tritt deshalb ein
wenig zu sehr aus dem Ganzen hervor — hat
einen Vorläufer auf einem Bilde des berühmten
Belgiers im Museum in Brüssel, und auch das
noch nicht voll entwickelte Sehnen im Male-
rischen, das den niederländischen Kleinmeistern
näher steht als den großen Vollendern, ist hier
wie dort ein verwandtes. — Von Anselm
Fe u erb ach entlieh man gleichfalls demKeslner-
Museum ein Werk: „Mädchen mit totem Vo-
gel". Es ist in die 70er Jahre zu datieren; in
die Zeit, da Feuerbach die Couture'schen An-
regungen selbständig zu verarbeiten begann und
die Betonung auf eine volle Malerei legte, die
von seinem späteren Tempera-Stil noch weit
entfernt ist. Von der Jahrhundert-Ausstellung

war uns das Bild als doch noch reizvoller in
Erinnerung geblieben; diesmal empfanden wir
den Kopf des Mädchens ein wenig trocken. —
Die „Kinder im Garten" von Uhde bilden ein
charakteristisches Beispiel für die reife Art der
späten Zeit dieses deutschen Malers. —

Mit einer verhältnismäßig auffallenden Zahl
guter Werken ist, in Anbetracht des geringen
Umfanges der Ausstellung, die Plastik vertreten.
— Am reichsten Franz Metzner. In lebens-
großem , oder überlebensgroßem Format tritt
der rein-dekorative Zug dieses sonst echt pla-
stisch denkenden Künstlers ein wenig zu sicht-
bar hervor: das Menschliche löst sich in eine in
zu gleichmäßiger Weise wiederkehrenden For-
mensprache auf. Bei nur dekorativ sein wollen-
den Gartenplastiken stört dies weniger. Frei
von solchem Nachteil ist die kraftvoll und ge-
schlossen gehaltene Büste einer „Bäuerin" von
slavischem Typus. — Einen nicht gewöhnlich
begabten Porträtisten lernen wir dann in Mar-
tin Müller-Charlottenburg kennen, der ferner
einen dekorativen „Torso" ausstellt, wenngleich
dieser noch nicht ganz rein von den Einflüssen
der Maillol-Schule ist. Seine eigene, den Cha-
rakter einer Figur erschöpfende Ausdrucks-
fähigkeit erkennen wir jedenfalls in den Porträt-
büsten; z. B. der des oben erwähnten Malers

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