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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Schmidt, Karl Eugen: Die Kunst auf der Weltausstellung in San Francisco
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0298

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Die Kunst auf der Weltausstellung in San Francisco.

PROFESSOR KRANZ METZNER -BERLIN.

PLASTIK »BÜSTE EINER BAUERIN«

liehen dem Palaste der Ehrenlegion in Paris
nachgebildeter Sonderbau dient in der Haupt-
sache als Kunstausstellungs-Raum und zeigt
außer Gobelins, Sevres, Stilmöbeln und Damen-
putz einige hundert Gemälde und Skulpturen
der Gegenwärt und des letzten Jahrhunderts.
Dazu kommt noch eine leihweise zusammen-
gebrachte Kollektion von „Beeinflussern" der
amerikanischen Kunst, die überwiegend Frän-
zosen enthält. So sind manche Franzosen an
drei Stellen zu finden. Claude Monet hat ein
Bild in den französischen Räumen des Kunst-
palastes, zwei im Sonderbaue Frankreichs und
sieben bei den Beeinflussern. Rodin und andere
sind ebenfalls an allen drei Orten vertreten. —
Bei diesen „Beeinflussern" befinden sich viele
ausgezeichnete Sachen: neben den Franzosen
der letzten sechzig Jahre besonders Engländer
des achtzehnten Jahrhunderts und vier ver-
steckte deutsche Namen: Lenbach mit einem
Selbstbildnis und einer Skizze zu Mommsen,
Andreas Achenbach, Makart mit zwei leeren
Dekorationsstücken und der eigentlich zu den
Parisern gehörige Frankfurter Schreyer mit einer
seiner arabischen Reiterszenen. Von diesen

Lehrmeistern gelangen wir zu den Amerikanern
und betreten zunächst die retrospektiven Säle,
worin man mit vielem Fleiß alles vereinigt hat,
was an halbwegs künstlerischer Malerei im
achtzehnten und am Anfange des neunzehnten
Jahrhunderts auf amerikanischem Boden ent-
standen ist. Wer es vorher noch nicht wußte,
der sieht hier auf den ersten Blick, zumal wenn
er von den Beeinflussern kommt, daß die ame-
rikanische Malerei jener Zeit weiter nichts ist
als ein Ableger der englischen Kunst. Ohne
Reynolds, Gainsborough, Raeburn und ihre
Genossen wäre keiner dieser amerikanischen
Porträtisten denkbar. Es lohnt sich nicht, die
Namen zu nennen, denn alle diese Leute haben
nur Lokalinteresse und sind ohne jegliche Be-
deutung für die weitere Kunstgeschichte. Auch
der tüchtigste und bekannteste von ihnen, Gil-
bert Stuart, ist weiter nichts als ein verblaßter
Reynolds und das nur in seinen besten Arbeiten.
Auch in den ersten Jahrzehnten des neunzehnten
Jahrhunderts noch erhalten die amerikanischen
Maler ihre Einflüsse aus England, und man
kann deutlich die Anekdotenmaler Wilkie und
Moreland bei den gleichzeitigen Amerikanern
 
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