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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Schmidt, Karl Eugen: Die Kunst auf der Weltausstellung in San Francisco
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0301

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Die Kunst auf der Weltausstellung in San Francisco.

spüren, während
die amerikanischen
Landschafter mehr
nach Rom, zu Clau-
de Lorrain und den
Vedutenm alern hin-
deuten. Überhaupt
macht jetzt Rom als
Lehrmeisterin der
englischen Haupt-
stadt Konkurrenz,
bald ziehen sich
auch Fäden nach
München und Paris,
und schon vor der
Mitte des neunzehn-
ten Jahrhunderts
beginnt Paris die
Alleinherrschaft an-
zutreten, die es heu-
teunumschränkt auf
die amerikanische
Kunstausübt.Wenn
man nachher die
schier endlosen und
etwas ermüdenden
Säle der modernen

amerikanischen
Maler und Bild-
hauer durchwan-
dert, wenn man
sich in den Sonder-
räumen erholt, die
den bekanntesten
und geschätztesten
Meistern gewidmet
worden sind, dann
kommt man immer
mehr zu der Über-
zeugung, daß es eine
eigentlich amerika-
nische Kunst nie
gegeben hat, — die
symbolische Male-
rei der Indianer
und die Kunst der
alten Mittelameri-
kaner natürlich aus-
genommen — und
auch heute nicht
gibt. Wie vor hun-
dert und mehr Jah-
ren die Engländer,
so sind heute die
Franzosen derma-
ßen die Lehrmeister
der Amerikaner,

BILDHAUER FRITZ HUI —BERLIN. PLASTIK »STEHENDES MÄDCHEN«

daß ihre Arbeiten
von Rechtswegen
einfach zur Pariser
Schule gezählt wer-
den müßten. Sehr
viele von ihnen
suchen sich zwar
amerikanische The-
men u. malen ame-
rikanische Land-
schaften, amerika-
nische Menschen,

Wolkenkratzer,
Cowboys, Indianer,
den Niagara oder
den großen Canon,
aber so lange das
mit in Paris erlern-
ten Mitteln, in der
Pariser Technik,
nach der Pariser
Anschauung ge-
schieht, kann auch
bei diesen Bildern
nicht von ameri-
kanischer Kunst
die Rede sein, so
wenig wie bei den
sehr zahlreichen

amerikanischen
Bildhauern, die uns
die Freunde Leder-
strumpfs auf dem
Kriegspfad, auf der
Jagd oder in sonst
irgend einer Be-
schäftigung zeigen.
Übrigens darf man
aus dieser Unselb-
ständigkeit den
Amerikanern kei-
nen großen Vor-
wurf machen; wie
sie steht mehr als
die halbe Welt im
Banne von Paris,
und nicht nur in
Italien undSpanien,
sondern auch in
Deutschland gibt es
so manchen Maler
und Bildhauer, der
zur Pariser Schule
gehört. — Auch bei
den Amerikanern
wäre in dieser kur-
zen Besprechung
 
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