Ferdinand Staeger-München.
FERDINAND STAEGER—MÜNCHEN. ZEICHNUNG. MÖRIKE: »MOZART AUF DER REISE NACH PRAG«
ORIGINAL IM BESITZ UKS FÜRSTEN JOHANN V. LIECHTENSTEIN.
der die phantastisch-vielverschlungenen Tier-
gestalten schlug in die Fibeln und Beschläge
der altgermanischen Welt. Immer und immer
wieder reckte sich dieser die Dinge verflech-
tende Geist in der nordischen Kunst empor, im
Filigrangeschmeide — in der Plastik der goti-
schen Dome, in Dürers Verknotungen, in Ru-
bens Weltgerichten, weicher und reicher denn
je in den traumhaften Schöpfungen Staegers,
des Künstlers und Künstlersohnes aus Mähren.
Staeger ist Österreicher wie Schwind. Aber
der große Wiener Romantiker stand Welt und
Leben ferner als Staeger — der dennoch der
größere Dichter, der der viel viel reichere,
dessen Erfindung sich nicht in Märchenillustra-
tionen erschöpft, sondern schöpferisch immer
neu ist, wie in den ersten Werken. Auch die
Bilder dieses Heftes allein sagen davon genug.
„Der verwundete Krieger" — Eine Kriegs-
legende — Der Reitersmann ruht blutend im
tiefen Wald. Ihm ists, als ob aus der Kapelle
da drüben die Mutter Gottes sein Rufen gehört.
Sie heilt ihm die brennende Wunde und das
Christkind schöpft gleich mit der göttlichen
Krone kühlendes Wasser aus dem Waldbach.
— Anders das andere Bildchen aus gleicher
Kriegszeit. Oben Tannengezweig. Unten feine
Gräser und Blumen. Eichkatzerln lauern im
Sprung kleinen Insekten auf. Hinter dieser
kleinen Welt aber der große Krieg: vorstür-
mende todesmutige Reiterscharen. — Eine Alle-
gorie ohne Spitzfindigkeit. Die schöne, liebe
Welt und doch überall Kampf und Tod. —
„Die Rast Maria und Josefs im Walde" ist eine
Radierung von der ganzen Stimmungskraft Alt-
dorfers, von der Zartheit eines Castiglione. —
„Mozart auf der Reise nach Prag", eine Zeich-
nung im Besitz des Fürsten Johann von Liech-
tenstein, wird neben den kostbaren Werken
Richters in dieser fürstlichen Sammlung fest
seinen;Wert behaupten. Mörike und Staeger
und Mozart, die drei verstehen einander! —
FERDINAND STAEGER—MÜNCHEN. ZEICHNUNG. MÖRIKE: »MOZART AUF DER REISE NACH PRAG«
ORIGINAL IM BESITZ UKS FÜRSTEN JOHANN V. LIECHTENSTEIN.
der die phantastisch-vielverschlungenen Tier-
gestalten schlug in die Fibeln und Beschläge
der altgermanischen Welt. Immer und immer
wieder reckte sich dieser die Dinge verflech-
tende Geist in der nordischen Kunst empor, im
Filigrangeschmeide — in der Plastik der goti-
schen Dome, in Dürers Verknotungen, in Ru-
bens Weltgerichten, weicher und reicher denn
je in den traumhaften Schöpfungen Staegers,
des Künstlers und Künstlersohnes aus Mähren.
Staeger ist Österreicher wie Schwind. Aber
der große Wiener Romantiker stand Welt und
Leben ferner als Staeger — der dennoch der
größere Dichter, der der viel viel reichere,
dessen Erfindung sich nicht in Märchenillustra-
tionen erschöpft, sondern schöpferisch immer
neu ist, wie in den ersten Werken. Auch die
Bilder dieses Heftes allein sagen davon genug.
„Der verwundete Krieger" — Eine Kriegs-
legende — Der Reitersmann ruht blutend im
tiefen Wald. Ihm ists, als ob aus der Kapelle
da drüben die Mutter Gottes sein Rufen gehört.
Sie heilt ihm die brennende Wunde und das
Christkind schöpft gleich mit der göttlichen
Krone kühlendes Wasser aus dem Waldbach.
— Anders das andere Bildchen aus gleicher
Kriegszeit. Oben Tannengezweig. Unten feine
Gräser und Blumen. Eichkatzerln lauern im
Sprung kleinen Insekten auf. Hinter dieser
kleinen Welt aber der große Krieg: vorstür-
mende todesmutige Reiterscharen. — Eine Alle-
gorie ohne Spitzfindigkeit. Die schöne, liebe
Welt und doch überall Kampf und Tod. —
„Die Rast Maria und Josefs im Walde" ist eine
Radierung von der ganzen Stimmungskraft Alt-
dorfers, von der Zartheit eines Castiglione. —
„Mozart auf der Reise nach Prag", eine Zeich-
nung im Besitz des Fürsten Johann von Liech-
tenstein, wird neben den kostbaren Werken
Richters in dieser fürstlichen Sammlung fest
seinen;Wert behaupten. Mörike und Staeger
und Mozart, die drei verstehen einander! —