Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

DOI Artikel:
Bredt, Ernst Wilhelm: Ferdinand Staeger, München
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0319

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ferdinand Staeger—München.

■ Ki

31 ' j

I

FERDINAND STAEGER-MÜNCHEN.

KRIEGSSKIZZE »AN DER ZLOTA LI PA«

Darstellen lassen sollten. — Da müht sich der
Bauer mit einem schweren Steinblock — am
Wege aber wandelt Christus mit seinen Jün-
gern. — Wie ist das Blatt zu nennen? „Him-
mel und Erde". — „Geist und Erde". — Es
sagt bildlich alles — braucht nicht Worte. Das
andere Blatt — auch im Besitz der Landes-
galerie Prag — in dem der starke Krieger beim
leidenden Heiland Trost sucht, nennt der Künst-
ler kurz „Parzival". — Genug der Bilder.
Staeger ist Dichter als Zeichner und Maler.

— Der Maler Staeger ist fast noch unbekannt.
Und doch ist er auch als Maler ganz ein Eigener.
Er muß auch als Maler — zumal als Fresken-
maler — noch Erfolg haben. — Vielleicht ist
Staeger ein Beispiel für viele Künstler in un-
serer Zeit. Ein Gegensatz zur Kunst des Barock.
Er ist, wie so manche Graphiker, schöpferisch
für Gebiete, die der Graphik fern zu liegen
scheinen. Lebrun machte seine Teppiche reich

— weil er tausend alte Dinge fleißig kopiert

und aus ihnen ein ganzes Bild schuf. Staeger
könnte alle möglichen Kunstgewerbler befruch-
ten. Wer seine Gemälde betrachtet, staunt
über den Reiz der schier unbewußt geschaffenen
Möbel und Stoffe und „Muster". —

Alles in allem: in Ferdinand Staeger besitzt
die deutsche Kunst einen Schöpfer von unend-
lichem innerem Reichtum — einen Phantasten,
der wahrhaftig sieht und ernst und tüchtig ge-
staltet — in seiner unvergleichlichen Art. Wer
Staegers Reichtum kennt, fühlt nun eine ernste
Verpflichtung. Die Anerkennung, die er bei
Besten unserer Zeit gefunden, ist doch nur
gering, gemessen an der Stärke seiner Gaben.
Möchte unserm Künstler, der des Lebens Not
und Sorge noch in diesem Alter genugsam
kennt, endlich auch ein materieller Erfolg zu
teil werden, der einigermaßen wenigstens dieser
unerhörten Arbeitslust, diesem nie ermüdenden
Schaffensdrang, diesem sprudelnden künstle-
rischen Reichtum entspricht....... e. w. b.
 
Annotationen