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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Waldschmidt, Wolfram Ulrich: Grabmalkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0347

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Grabmalkunst.

welche Monumente es zu Nachbarn hat, und
vor allem, aus welchem Material es errichtet
werden soll. Mit Recht führt die Wiesbadener
Gesellschaft einen erbarmungslosen Kampf
gegen den schwedischen schwarzen Granit, den
man mit einer ordinären, die Stimmung der
Natur schrill zerreißenden Spiegelpolitur zu
versehen liebt. Da er nur sehr schwer verwit-
tert und jeder veredelnden Patina unzugänglich
ist, werden freilich solche Leichensteine die
auf sie gesetzten Hoffnungen in vollem Maße
rechtfertigen und noch nach Jahrzehnten „wie
neu" und blankgeputzt aussehen und, wie Dr.
von Grolman meinte, den Eindruck erwecken,
als ob „die ganze Gesellschaft soeben beerdigt
worden wäre". Überall drängt sich dieses Lieb-

lingsmaterial der Grabsteinfabrikanten auf, bald
allein, bald in schaudervoller Verbindung mit
dem kreidig weißen Carraramarmor, als Obe-
lisk, als Kreuz, als in „natürliche" Felsgebilde
eingelassene Platte, mit gleichsam aufgepappten
Rosen, Palmzweigen, Ankern und anderen ab-
gegriffenen Requisiten der Kirchhofssymbolik.
Verschärft wird die Pein, die man vor solchen
Kunstgreueln empfindet, durch goldblitzende
Inschriften oder durch die Gebläsebuchstaben,
die ganz so aussehen, als seien sie mit der
Schere aus schwarzem Papier geschnitten. Auch
der Inhalt solcher Inschriften reizt nicht selten
zur Kritik. Die Redseligkeit der Wertherzeit
hat zwar in unserer Zeit stark abgenommen,
aber in hundertfach dagewesenen Redensarten,

ENTWURF: ARCHITEKT II. KALETSCH-DORTMUND. »GRABMAL IN FORM EINES SARKOPHAGS«

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