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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Beringer, Joseph August: Wilhelm Trübner: zu seinem 65. Geburtstage 3. Februar 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0369

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Wilhelm Trübner.

PROFESSOR W1LH. TRÜENER—KARLSRUHE. GEMÄLDE »KARTOFFELACKER MIT MANÖVER-GRUPPE« (1876). IM PRIVATBESITZ.

Reine Gegenständlichkeit und Sachlichkeit,
Sicherheit in der Zeichnung und Malweise, kein
Effekt, kein Mehrwollen als Können, dieses
aber sicher und fest, — ein Grundstein für die
Zukunft. — Der noch in der Canonzeit gemalte
„Alte Mann" (1870) [S. 374] sagt das Nötige
hierzu — auch bezüglich der Farbe.

Nachdem Canon (1870) wieder nach Wien,
TrübnernachMünchen gegangen war.erschlossen
sich für diesen die entscheidenden Berührungen
mit Leibi und mit Thoma (1871).

Leibis maltechnische Ausschließlichkeit, die
Primamalerei, die bei sicherster Formbeherr-
schung höchste koloristische Sorgfalt und Un-
mittelbarkeit forderte, wurde für Trübner maß-
gebend. Alles Genrehafte, historisch Interes-
sante, literarisch Geistvolle, populär Anziehende
ist nicht bloß vermieden, sondern man könnte
fast sagen, Trübner habe mit Absicht alltäglich
nüchterne, fast banale Stoffe gewählt, nur um
an seinen Bildern das Köstliche der Vortrags-
weise und des Kolorits umso eindringlicher dar-

zutun. „Der erste Versuch" (Junge am Schrank,
Stuttgart), „Im Atelier" (München) [S. 359],
das „ Butterbrotmädchen ", „ Bürgermeister Hoff-
meister" (Berlin) [S. 373] — alle aus dem Jahre
1872 —, gehören hierher.

Vergegenwärtigt man sich diese Bilder neben-
einander, so ergibt sich außer der wunderbaren
koloristischen Zucht noch die immer stärker
sich durchsetzende Bewältigung der lichttragen-
den Elemente, wie sie in den hellen Bildstellen
verteilt sind, vorerst nur noch als Lichtleiter.
Hierin liegt schon die Freiheit Leibi gegenüber.
Vielleicht wirken aber die Erinnerungen der
internationalen Ausstellung (München 1869,
mit Couture, Courbet, Manet), vielleicht auch
die Eindrücke von den Niederländern und an-
deren alten Meistern nach, die Trübner in den
europäischen Galerien studiert und in seiner
wahlverwandten Begabung aufbewahrt hatte.

Die römische Reise (1872) verstärkte die
Entwicklung nach der Seite des Kolorits und
der Lichtdarstellung in paralleler Bewegung.
 
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