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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Beringer, Joseph August: Wilhelm Trübner: zu seinem 65. Geburtstage 3. Februar 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0370

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Wilhelm Trübner.

PROFESSOR WILH. TRÜBNER—KARLSRUHE. »BEIM RÖMISCHEN WEIN< (1X72). IM PRIVATBESITZ.

Ohne Licht: keine Farbe, sondern Dunkel-
heit, Schwarz; Summe aller Farben: höchstes
Licht, Weiß. Die Sonne Italiens leuchtet be-
kanntlich anders, als das durch die feuchten
Luftschichten brechende Licht nordalpiner Län-
der. Diese Gegensätzlichkeit muß Trübner auf-
gefallen sein, und er setzt sich mit ihr in einer
Reihe eigentümlicher Werke auseinander. In
den „Mohrenbildern" [S.378 79], wo seinKolorit
aus dem Schwarzbraun der Haut und dem
Dunkel des Gewandes sich zu vollklarer Form-
sprache auf dem dunkelroten Hintergrund ent-
wickelt und mit dem Blumenstück [S. 378] eine
sieghafte Farbennote ausspielt. Hier, wie im
„Kassensturz" [S.379], ist in der stillebenmäßi-
gen Behandlung von Einzelheiten und in der Ge-
genüberstellung stumpfer und heller Töne schon
das Meisterliche der späteren Stillebenmalerei
vorgedeutet. Noch bestimmter und zusammen-
geballter bis zur vollendeten Helldunkelwir-
kung wird die Lichtführung auf dem „Selbst-
bildnis" (Dresden) [S. 361], „Beim römischen

Wein" [S. 352] und im „Herrnbildnis" (Ham-
burg) [S. 363] — alle 1873 —, um im „Liebes-
paar" [S. 365] von der lila-silbrigen Hinter-
grundsgruppe her durch den hellen Hund auch
den Raum aus den gebrochenen Farben und
dem zerstreuten Licht zu entwickeln, was schon
in den obengenannten römischen Tischszenen
zur Andeutung gelangt.

Eine Sonderstellung nimmt die Landschaft
bei Trübner in dieser Zeit ein. Die Werke:
„Im Heidelberger Schloß", (Darmstadt) [S. 385],
„Waldrand", „Waldinneres", „Schloßgarten"
sagen eigentlich noch wenig von seiner spätem
Tätigkeit als Landschaftsmaler; nur daß man
den schlichten, rein gegenständlichen Naturaus-
schnitt mit der größten Treue in rein maleri-
scher Haltung, d. h. in sorgfältig zusammenge-
stimmtem farbigem Vortrag ohne scharfe zeich-
nerische Behandlung wiedergegeben sieht. Also
hat Italien außer der Klärung in der Lichtführung
und Raumbildung keine andere Folge gehabt,
als die Liebe zu Baum und Wald, die dann in
 
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