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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Beringer, Joseph August: Wilhelm Trübner: zu seinem 65. Geburtstage 3. Februar 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0371

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Wilhelm Trübner.

PROFESSOR WILH. TRÜBNER—KARLSRUHE. »CÄSAR AM RUHTCON« (1877). KUNSTHALLE KARLSRUHE.

den Chiemseebildern [„Dampfbootsteg" (Mün-
chen), „Herrenchiemsee" (Berlin) u. s.f.] die volle
Freiheit zur Darstellung aller möglichen Arten
von Grün gegen das Silber der Luft und des
Wassers gewinnt. Die malerische Vollendung
in farbiger Haltung und in Technik ist durch die
bekannten Bildnisse („Landwehroffizier", „El-
tern") und die Tierstilleben gekennzeichnet. Die
niederländische Reise (1873) läßt im folgenden
Jahre sich im Bildnis (1873) [S. 371], den drei
Christusbildern [S. 355, 357] erkennen: An sich
sind es Köpfe und Akte ohne jegliche äußere
Schönheit, sondern geradezu eigensinnige Be-
kenntnisse und die Beweisführung zur Möglich-
keit, rein koloristisch und nur in Gegensätzen
von Licht und Dunkel alltägliche Modelle künst-
lerisch wertvoll zu machen und kühnste Ver-
kürzungen und Raumvorstellungen aus der
Malerei heraus zu lösen, — Leistungen, die in
vollen Ehren neben Mantegnas linearer Strenge
und Rembrandts Hell-Dunkel und dem breiten
Vortrag von Frans Hals bestehen können.

Die Zeit der experimentierenden Studien
wird, meines Erachtens, damit abgeschlossen.
DerKünstlerhat dasZiel erreicht, einen „schlich-
ten Gegenstand ohne auffallende Handlung,
ohne schönes Äußere und ohne dekorativen
Effekt, die Figuren in einfach natürlicher, un-
gezwungener Stellung, im Alltagsgewand, aber
mit aller Schönheit in der höchsten koloristi-
schen Darstellungsweise zu formen, so daß ein
weiteres Interesse für Begebenheit und andere
Zufälligkeiten daneben gar nicht aufkommen
kann." Jene, die die Güte eines Werkes nach
den zufällig in Mode stehenden Äußerlichkeiten
bestimmen, werden von Trübner als „Kunst-
gigerl" bezeichnet. Es ist klar, daß es sich bei
diesen scharf geprägten Urteilen immer nur
darum handelt, ob das Bild künstlerisch gut ist
oder nicht, und nicht irgend welche andere
Zwecke verfolgt, — als z. B. Hell- oder Dunkel-
farbigkeit, Kolorit oder Einfarbigkeit —, ein
Standpunkt, der ebensoweit von der „Kunst an
sich" wie von Popularitätsabsichten entfernt ist.
 
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