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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Beringer, Joseph August: Wilhelm Trübner: zu seinem 65. Geburtstage 3. Februar 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0378

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Wilhelm Trübner.

PROFESSOR WILHELM TRUHNER-KARLSRUHE.

GEMÄLDE »ROSENZAUN« (19ÜH). IM PRIVATBESITZ.

Werke dieser Art hat Trübner in der frucht-
baren zweiten Hälfte der 70er Jahre in großer
Fülle geschaffen. Hervorragende Bildnisse:
„Alte Frau" (1875) [S. 372], „Martin Greif"
(Frankfurt) [S. 375], „Schuchim Sessel" (Berlin)
[S. 376], „MännlichesBildnis", „Selbstbildnis",
„Blondine" (alle 1876) gehören hierher. Ebenso
die freiräumigen und im Kolorit bei aller Ge-
haltenheit außerordentlich reichtönigen Land-
schaften: „Zimmerplatz am See" (Hamburg)
[S. 345], „Dogge am Waldsee", „Dragoner im
Kartoffelacker" [S. 351], (alle 1876), mit ihren
von vorn nach hinten abgestuften Helligkeits-
flächen und ihren vielstimmigen, zu einfachen
Akkorden zusammengefaßten Tonwerten.

Die nächstfolgenden Jahre zeigen Trübners
Suchen nach neuen koloristischen Möglich-
keiten, nicht ohne gewisse Unruhe der Ent-
wicklungslinie in Farbe und Vortrag. Hier liegen
vielleicht schon die ersten Keime der späteren
Monumentalkunst Trübners. Die Stoffe werden
andere. Antikisierende und literarische Inhalte
tauchen auf. „In Arkadien" (1890) [S. 392] ge-
hört noch hierher. Die Gigantomachien [S. 349],

Amazonenschlacht, Kreuzigung, das Schlachten-
bild, die Wachtparade, Dantes Hölle, die Zen-
taurenbilder [S. 348] entstehen. Die „Wilde
Jagd" leitet diese Werke von 1877 ein, die
„Dogge mit den Würsten" schließt sie ab. Noch
ist das Kolorit von größter Feinheit, noch flutet
das Licht in reichem Gewebe über die Leiber,
aber der Pinselstrich zeigt, namentlich in den
Zentaurcibildern, eine fast schlagartige Breite
bei verhältnismäßiger Kürze. Die Zerlegung
und Aufteilung der Lichtquellen beginnt; die
hellfarbige Periode setzt ein. Die Neuregistrie-
rung fängt an, noch zaghaft, aber doch schon
auf das Freilichtbild gerichtet. Man möchte
fast sagen, daß Trübner die Ateliermalerei auf-
gibt, und daß er vom Freilicht — durch die
Notwendigkeit neuer Darstellungsweise und
Farbenakkorde — fast verwirrt wird. Tatsäch-
lich fällt in die 80 er Jahre eine Periode der
Unsicherheit und der Unfruchtbarkeit. Die
Eltern Trübners starben, ohne die Freude des
Erfol ges bei ihrem Sohne erlebt zu haben. Ab-
lehnung, Anfeindungen haben während einiger
Jahre eine Mutlosigkeit bei Trübner herbei-
 
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