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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Hausenstein, Wilhelm: Maler Otto Kopp, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0440

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Maler Otto Kopp München.

OTTO KOPP MÜNCHEN.

GF.MALI>E »SPEERKAMPF«

und des Dekorateurs. Ihm würde viel fehlen,
wenn er sich nicht mit bewußter Handwerklich-
keit betätigen könnte: ihn erfreut das körper-
liche Sich-Drangeben an handwerklich anstren-
gende Aufgaben. Auch dies Handwerkliche
aber ist wie sein ganzer Typus ein Kapitel
seiner eigenen Naturgeschichte. Es ist ursprüng-
liches Talent. Er würde heute, wenn ihn die
Gelegenheit ankäme, ohne weiteres den Meißel
und den Schlägel des Bildhauers in die Hand
nehmen und, ohne ein vir eruditus zu sein, nur
Schüler seines Naturells, aus dem sinnlichen
Reiz der Aufgabe heraus mit Glück die Arbeit
eines Bildhauers leisten können. So sehr ist
seine Hand zu jedem Werk geschickt.

Ich erinnere mich an einen gemeinsamen
Ausflug mit ihm nach Tirol. Es regnete; wir
waren mißlaunig, nahmen unseren Rotwein und
unsere Pfeifen und setzten uns in die klägliche
Werkstatt des Dorftöpfers an einem Wiesen-
hang droben über den Häusern und unter den
Bergen. Man müßte gesehen haben, mit wel-
chergesellenhaftenSelbstverständlichkeitdieser
Maler verfeinerter Bilder sich den Ton zurecht-
arbeitete und sich an die Drehscheibe setzte

und mit welchem einfach natürlichen Können
er am Tisch vor dem schmutzigen Fenster rei-
zende Tonfiguren modellierte.

Es ist nicht anders möglich, als daß dies
Talent, das mitten in einer Zeit stark abstra-
hierender Kunst mit einem fast heftigen Antrieb
die unmittelbare sinnliche Berührung der Hand
mit den Dingen sucht und sich darum mit Vor-
liebe ins Handwerkliche begibt, das vielleicht
insgeheim keinen zärtlicheren Wunsch hat als
den, irgendwo am Rand der Berge mit eigener
Hand die Erde auszuheben, ein Haus zu bauen,
Kästen und Bänke und Tische zu zimmern,
Pfosten zu schnitzen und Wände und Schränke
zu bemalen und den Boden zu bearbeiten,
kurzum, sich in allem Elementaren selbst ein-
zurichten — es ist nicht anders möglich, als
daß dies Talent etwas Abseitiges an sich hat.
Verglichen etwa mit dem Geist der Kunstübung
in Berlin hat es etwas Provinziell-Heidnisches,
Faunisches. Daß ein Künstler so im sinnlichen
Wesen naiv bildnerischer Arbeit lebt, ist für
München einigermaßen eigentümlich. Mit dieser
Art, zu sein, hängt eine gewisse Beharrung
zusammen, die sich — trotz aller Neigung zu
 
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