Maler Otto Kopp—München.
schnell zugreifenden Entschließungen — nicht
leicht auf ästhetische Revolten einläßt, vor allem
dann nicht, wenn sie die Hilfe intellektueller
Manifeste genießen. Vielleicht hat bei Kopp
auch die Katholizität Einfluß behalten, die
seiner Rasse, seiner Stadt und seiner Herkunft
eine besondere Bestimmung gibt.
Es ist ohne Zweifel wichtig, zu wissen, daß
dieser Künstler aus streng kirchlichen Ver-
hältnissen stammt. Sein Vater war Kirchen-
bildhauer von nazarenischer Art. Unter dem
Einfluß des Vaters hat der Heranwachsende
zuhause kirchlichen Sinnes in Holz geschnitzt.
Als er nach der Realschule an die städtische
Gewerbeschule kam, um das Zeichnen zu lernen,
ließ ihn ein Lehrer dieser Schule, die im Bann
kirchlich - bürgerlicher Anschauungen stand,
Kreuzwegbilder vergrößern. Im weiteren Ver-
lauf seiner Entwicklung fand Kopp häufig Ge-
legenheit, Kirchen auszumalen. Ihm schien
vielleicht der Beruf vorgezeichnet, einer jener
im Grund kunstfremden Enkel der katholi-
sierenden Münchener der dreißiger und vier-
ziger Jahre zu werden, die in München auch
heute noch zahlreicher sind als man ahnt.
Der stärkere und edlere Instinkt aber brach
durch. Begreiflich ist, daß Kopp in dem Ent-
schluß, von diesen Bedingungen frei zu werden,
zuerst an die Akademie glaubte. 1901 setzte
er es durch, an die Akademie geschickt zu
werden. Er arbeitete bei Raupp und Marr und
schließlich bei dem Gott der Jungen des ver-
flossenen Jahrzehnts: bei Stuck. Er erhielt
akademische Auszeichnungen. Die Sommer-
monate verbrachte er, des Handwerks und des
Verdienstes wegen, in Landkirchen. Es sind
nicht wenige, deren Wände er mit Arbeiten
seiner Hand bedeckt hat.
Dann kam der Zweifel. 1907 verließ er die
Akademie. Dekorative Aufträge, die ihm häufig
zuflössen, entsprachen seinem Bedürfnis, das
mit Schwung in die Breite drängte. Aber insge-
heim bereitete sich in ihm ein anderes Verlangen
vor: Verlangen nach einer intensiven maleri-
schen Qualität, die zunächst wohl nur im Staf-
feleibild zu verwirklichen war.
Der Einfluß, dem Kopp sich auf der Aka-
demie ausgesetzt hatte, war zwiespältig ge-
wesen. Die Stuckschule schien Möglichkeiten
monumentaler Malerei anzuzeigen, und sie
schnell zugreifenden Entschließungen — nicht
leicht auf ästhetische Revolten einläßt, vor allem
dann nicht, wenn sie die Hilfe intellektueller
Manifeste genießen. Vielleicht hat bei Kopp
auch die Katholizität Einfluß behalten, die
seiner Rasse, seiner Stadt und seiner Herkunft
eine besondere Bestimmung gibt.
Es ist ohne Zweifel wichtig, zu wissen, daß
dieser Künstler aus streng kirchlichen Ver-
hältnissen stammt. Sein Vater war Kirchen-
bildhauer von nazarenischer Art. Unter dem
Einfluß des Vaters hat der Heranwachsende
zuhause kirchlichen Sinnes in Holz geschnitzt.
Als er nach der Realschule an die städtische
Gewerbeschule kam, um das Zeichnen zu lernen,
ließ ihn ein Lehrer dieser Schule, die im Bann
kirchlich - bürgerlicher Anschauungen stand,
Kreuzwegbilder vergrößern. Im weiteren Ver-
lauf seiner Entwicklung fand Kopp häufig Ge-
legenheit, Kirchen auszumalen. Ihm schien
vielleicht der Beruf vorgezeichnet, einer jener
im Grund kunstfremden Enkel der katholi-
sierenden Münchener der dreißiger und vier-
ziger Jahre zu werden, die in München auch
heute noch zahlreicher sind als man ahnt.
Der stärkere und edlere Instinkt aber brach
durch. Begreiflich ist, daß Kopp in dem Ent-
schluß, von diesen Bedingungen frei zu werden,
zuerst an die Akademie glaubte. 1901 setzte
er es durch, an die Akademie geschickt zu
werden. Er arbeitete bei Raupp und Marr und
schließlich bei dem Gott der Jungen des ver-
flossenen Jahrzehnts: bei Stuck. Er erhielt
akademische Auszeichnungen. Die Sommer-
monate verbrachte er, des Handwerks und des
Verdienstes wegen, in Landkirchen. Es sind
nicht wenige, deren Wände er mit Arbeiten
seiner Hand bedeckt hat.
Dann kam der Zweifel. 1907 verließ er die
Akademie. Dekorative Aufträge, die ihm häufig
zuflössen, entsprachen seinem Bedürfnis, das
mit Schwung in die Breite drängte. Aber insge-
heim bereitete sich in ihm ein anderes Verlangen
vor: Verlangen nach einer intensiven maleri-
schen Qualität, die zunächst wohl nur im Staf-
feleibild zu verwirklichen war.
Der Einfluß, dem Kopp sich auf der Aka-
demie ausgesetzt hatte, war zwiespältig ge-
wesen. Die Stuckschule schien Möglichkeiten
monumentaler Malerei anzuzeigen, und sie