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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Hausenstein, Wilhelm: Maler Otto Kopp, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0447

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Maler Otto Kopp-München.

OTTO KOPP MÜNCHEN.

GEMÄLDE » WALD WEIHER «

mußten für den jungen Künstler um so wichtiger
sein, je stärker er durch seine Vorarbeiten in
ländlichen Kirchen auf großzügige Dekoration
gestimmt war. Aber die rein malerischen Mög-
lichkeiten der Zeit waren in ihr nicht glücklich
verwirklicht. So ergab es sich, daß Kopp nach
der Akademie von den Überlieferungen Stucks
sehr energisch hinwegstrebte und das Malerische
im Sinn der Freiluftmalerei möglichst eindrin-
gend zu erreichen suchte.

Jahre hindurch arbeitete Kopp nun aus-
schließlich an den Freiluftproblemen. Das In-
teresse für das Dekorative, Monumentale,
Allgemeine schwand; alle Energie wurde auf
die analytische Durchdringung des Lichts und
der lichten Farbe gewendet. Seit 1905 be-
gegnete man seinen Arbeiten in der Sezession.
Von Jahr zu Jahr waren sie mehr auf Freiluft-
probleme gestellt. Die Eleganz und die Ein-
dringlichkeit, mit denen diese Probleme er-
faßt, die Virtuosität, mit der sie schließlich
gelöst waren, gaben den Arbeiten Kopps
eine unverkennbare Auszeichnung. In seiner
rein auf das Malerische des Staffeleibilds ge-
richteten Entwicklung wurde Kopp durch eine

Reise bestärkt, die er 1910 nach Spanien unter-
nahm. Er reiste über Paris, nahm dort aber
keinen längeren Aufenthalt; es läßt sich nicht
sagen, daß sich ihm in Paris die französische
Malerei erschlossen habe. Überhaupt hat Kopp
wohl nie ein unmittelbares Verhältnis zur fran-
zösischen Malerei gehabt, so sehr ihn die Ma-
lerei Manets — insbesondere die Olympia —
interessierte. Das eigentliche Thema der Reise
war eine fanatische Beschäftigung mit Velas-
quez. Velasquez schien dem jungen Künstler
den Inbegriff aller Malerei zu bedeuten. Er
kopierte ihn mit Leidenschaft und mit großem
Glück. Die Reise führte schließlich über den
Süden Spaniens nach Afrika hinüber; dort
kamen dem Maler neben den koloristischen und
den Tonproblemen die Lichtprobleme mit ver-
stärkter Energie zum Bewußtsein.

Die folgenden Jahre waren der Ausbildung
der Möglichkeiten gewidmet, die sich aus dem
impressionistischen Schema der Zeit und aus
der Reise zu Velasquez entwickelt hatten. Den
Gipfel dieser rein auf das im ersten Sinn Ma-
lerische und insbesondere auf das Hellmale-
rische gerichteten Entwicklung bedeutete etwa

XIX. März 1916. 2
 
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