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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Hausenstein, Wilhelm: Maler Otto Kopp, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0448

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Maler Otto Kopp-München.

OTTO Kl >!>!> MÜNCHEN.

GEMÄLDE

INNENBAD

das Jahr 1913. Von da ab fand die Malerei
Kopps eine neue Linie. — Die neuen künst-
lerischen Tendenzen, die man gemeinhin unter
dem Namen des Expressionismus zusammen-
faßte, gingen um diese Zeit in München in die
Tiefe und in die Breite. Nun ist Kopp nicht
dazu geschaffen, sich dem Einfluß irgend eines
neuen Radikalismus leichthin auszusetzen. Er
war immerhin beim Auftreten des Expressio-
nismus ein mittlerer Dreißiger und im Besitz
einer bereits durchgebildeten malerischen Kul-
tur. Es kommt dazu, daß diesem Münchener
überhaupt nicht die leichte Beweglichkeit ge-
geben ist, mit der sich die neuen Talente den
Situationen der Entwicklung anpassen: irgend-
wie ist er schwerblütig und mißtrauisch. So zog
Kopp — seinem Freund Weisgerber vergleich-
bar, mit dem ihn verwandtes Streben verband
— nur langsam aus der neuen Entwicklung die
Anregungen, die den Weg zu einer zweiten
Etappe bezeichnen. Aber lieber als dem Ein-
fluß des neuen Expressionismus setzte er sich
seitdem etwa dem Einfluß des Tintoretto aus.

Diese zweite Etappe ist durch zwei Merk-
male charakterisiert: sie ist jenseits der Frei-
luftmalerei und strebt einer neuen Posivität der
Farbe zu; sie ist von den naturalistischen In-
stinkten der ersten Epoche befreit und ver-
sucht sich in ideellen Kompositionen. Ein drittes
kommt hinzu: in dieser neuen Periode besinnt
sich Kopp wieder auf die Überlieferungen, die
mit seiner ersten künstlerischen Entwicklung
verknüpft sind. Er geht in dieser neuen Periode
wieder aufs Dekorative und Monumentale aus.
Er entfernt sich von den intimen Problemen
des pleinairistischen Staffeleibildes, insbeson-
dere von der Ausschließlichkeit des Lichtpro-
blems, und sucht die neue Wirkung in der
dekorativen Gewalt der positiven Farbe und
der allgemeinen Komposition.

An dieser Stelle ist Kopp heute angelangt.
Es läßt sich nicht bezweifeln, daß er bei der
oft bis zum Furor gesteigerten Leidenschaft-
lichkeit seines Arbeitens von hier aus erst zu
dem entscheidenden Wesen seines Lebens ge-
langen wird...... WILHELM HAUSENSTEIN.
 
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