Lotte Nicklaß, eine neue Schwarzkünstlerin.
LOTTE NICKLASS BERLIN.
SCHERENSCHNITT »SCHLANGENBESCHWÖRER«
cherche" genannt hätte, was man aber beileibe
nicht mit „gesucht" übersetzen dürfte; es klingt
etwas von Beardsley ohne dessen übergeist-
reiche Kapriolen und Verstiegenheiten an; sie
hat aber die Salome geschaffen, ehe erst ich
selbst sie auf Beardsley aufmerksam gemacht
habe. Zum Teil entsteht diese zufällige Ähn-
lichkeit aus der virtuosen Art, mit der sie die
allzugroßen Flächen — die Gefahr für die
Wirkung aller Schattenschnitte — durch das
Arbeiten mit Weiß in Schwarz mit niemals
versagender Schere aufzulichten weiß. Wo
dieses Pikant-Dekorative nicht hingehört, weiß
sie, wie in der andachtvoll-schlichten „Flucht
nach Ägypten", auch einzig durch zusammen-
gehaltene Massen zu wirken; und daß ihr
auch ergreifende Töne zu Gebote stehen, be-
weist das Blatt „Flüchtlinge". (Teilausschnitt.)
Wo nun aber die Künstlerin ihr Weiß-in-
Schwarz anwendet, da „sitzt" es auch, und es
hat ihr erst ermöglicht, ein neues Motiv in den
Formenschatz der Scherenkunst einzuführen:
LOTTE NICKLASS BERLIN.
SCHERENSCHNITT »SCHLANGENBESCHWÖRER«
cherche" genannt hätte, was man aber beileibe
nicht mit „gesucht" übersetzen dürfte; es klingt
etwas von Beardsley ohne dessen übergeist-
reiche Kapriolen und Verstiegenheiten an; sie
hat aber die Salome geschaffen, ehe erst ich
selbst sie auf Beardsley aufmerksam gemacht
habe. Zum Teil entsteht diese zufällige Ähn-
lichkeit aus der virtuosen Art, mit der sie die
allzugroßen Flächen — die Gefahr für die
Wirkung aller Schattenschnitte — durch das
Arbeiten mit Weiß in Schwarz mit niemals
versagender Schere aufzulichten weiß. Wo
dieses Pikant-Dekorative nicht hingehört, weiß
sie, wie in der andachtvoll-schlichten „Flucht
nach Ägypten", auch einzig durch zusammen-
gehaltene Massen zu wirken; und daß ihr
auch ergreifende Töne zu Gebote stehen, be-
weist das Blatt „Flüchtlinge". (Teilausschnitt.)
Wo nun aber die Künstlerin ihr Weiß-in-
Schwarz anwendet, da „sitzt" es auch, und es
hat ihr erst ermöglicht, ein neues Motiv in den
Formenschatz der Scherenkunst einzuführen: