ARCHITEKT FRITZ ZEVMKR WIKS.
»TERRASSE EINES HAUSES IN WAHR1NG«
FRITZ ZEYMERS „HAUS G." IN WÄHRING.
Das Haus erhebt sich auf der sogenannten
„Türkenschanze", einem zum Bezirk Wäh-
ring gehörenden, hochgelegenen Vorort von
Wien. Das Wohngeschoß ist bis zu dem be-
haglich deckenden Mansardendach einfach weiß
und glatt verputzt. Ein weiß gekalkter Lauben-
gang mit schmiedeeisernem Gittertor, ein alt-
heimatlich traut anmutender Einfall des Archi-
tekten, vermittelt den Zugang zum Hause von
der Straße aus. An der dem Garten zugewen-
deten Hauptseite des Hauses ist diesem eine
breite Terrasse vorgelagert, auf die man vom
Hause aus durch eine Loggia gelangt. Haus
und Garten stellen sich als ein durchaus ein-
heitliches architektonisches Gebilde dar, zweck-
bedingt in seiner Gliederung, wohlproportio-
niert, vornehm und gediegen. Man hat es hier
mit der Bauleistung eines reifen und besonne-
nen Künstlers zu tun, der allem Kniffligen und
Mätzchenhaften, jeglicher Effekthascherei ab-
hold ist, der nie der Spekulation aus Eitelkeit
verfällt, sondern beherrscht bleibt, der die Ein-
fälle der Phantasie unter die Klarheit des Den-
kens bringt. — Zeymer hat schon manche schwie-
rige Aufgabe mit ebenso wohlüberlegter wie
geschmackvoller Geschicklichkeit gelöst und
auch die ihm beim Bau des Hauses G. gestellte
Aufgabe zur vollen Zufriedenheit des Bauherrn
bewältigt. Es war hier nicht nur irgend ein
hübsch gestaltetes und angenehm bewohnbares
Haus zu bauen, in dem sich die Familie eines
wohlhabenden Kaufmanns, eines Beamten eines
Ministeriums oder einer Bank, eines Rentners
oder Fabrikanten „daheim" fühlen kann, son-
dern das Wohn- und Lebensgehäuse eines Ge-
lehrten und seiner Familie, eines Mannes, der
durch seine, ihn der Kunst naheführende Spe-
zialforschung eine feine Empfänglichkeit für
architektonische und sonstige, namentlich mu-
sikalische und dekorative Kunstwirkungen in
sich entwickelte; es war das Haus für einen
Menschen mit deutlich ausgeprägter Eigenart,
mit besonderen Neigungen zu bauen. — Zeymer
war sich dessen von Anbeginn bewußt, ebenso
der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten,
aber gerade das vermehrte nur den Anreiz, den
jede Arbeit für ihn hat, die sich nicht nach
überlieferten Rezepten erledigen läßt. Es hat
einmal ein grübelnder Betrachter der Bedin-
gungen des künstlerischen Schaffens gesagt:
nicht der Grundriß eines Hauses bestimmt den
Rang und die Befähigung eines Meisters, oder
XIX. März 1916. 5
»TERRASSE EINES HAUSES IN WAHR1NG«
FRITZ ZEYMERS „HAUS G." IN WÄHRING.
Das Haus erhebt sich auf der sogenannten
„Türkenschanze", einem zum Bezirk Wäh-
ring gehörenden, hochgelegenen Vorort von
Wien. Das Wohngeschoß ist bis zu dem be-
haglich deckenden Mansardendach einfach weiß
und glatt verputzt. Ein weiß gekalkter Lauben-
gang mit schmiedeeisernem Gittertor, ein alt-
heimatlich traut anmutender Einfall des Archi-
tekten, vermittelt den Zugang zum Hause von
der Straße aus. An der dem Garten zugewen-
deten Hauptseite des Hauses ist diesem eine
breite Terrasse vorgelagert, auf die man vom
Hause aus durch eine Loggia gelangt. Haus
und Garten stellen sich als ein durchaus ein-
heitliches architektonisches Gebilde dar, zweck-
bedingt in seiner Gliederung, wohlproportio-
niert, vornehm und gediegen. Man hat es hier
mit der Bauleistung eines reifen und besonne-
nen Künstlers zu tun, der allem Kniffligen und
Mätzchenhaften, jeglicher Effekthascherei ab-
hold ist, der nie der Spekulation aus Eitelkeit
verfällt, sondern beherrscht bleibt, der die Ein-
fälle der Phantasie unter die Klarheit des Den-
kens bringt. — Zeymer hat schon manche schwie-
rige Aufgabe mit ebenso wohlüberlegter wie
geschmackvoller Geschicklichkeit gelöst und
auch die ihm beim Bau des Hauses G. gestellte
Aufgabe zur vollen Zufriedenheit des Bauherrn
bewältigt. Es war hier nicht nur irgend ein
hübsch gestaltetes und angenehm bewohnbares
Haus zu bauen, in dem sich die Familie eines
wohlhabenden Kaufmanns, eines Beamten eines
Ministeriums oder einer Bank, eines Rentners
oder Fabrikanten „daheim" fühlen kann, son-
dern das Wohn- und Lebensgehäuse eines Ge-
lehrten und seiner Familie, eines Mannes, der
durch seine, ihn der Kunst naheführende Spe-
zialforschung eine feine Empfänglichkeit für
architektonische und sonstige, namentlich mu-
sikalische und dekorative Kunstwirkungen in
sich entwickelte; es war das Haus für einen
Menschen mit deutlich ausgeprägter Eigenart,
mit besonderen Neigungen zu bauen. — Zeymer
war sich dessen von Anbeginn bewußt, ebenso
der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten,
aber gerade das vermehrte nur den Anreiz, den
jede Arbeit für ihn hat, die sich nicht nach
überlieferten Rezepten erledigen läßt. Es hat
einmal ein grübelnder Betrachter der Bedin-
gungen des künstlerischen Schaffens gesagt:
nicht der Grundriß eines Hauses bestimmt den
Rang und die Befähigung eines Meisters, oder
XIX. März 1916. 5