Fritz Zeymers -»Haus £.« in Währing.
ARCHITEKT FRITZ ZEYMER—WIEN.
über den Manuskripten aus dem fernen Osten
sitzend, von einem Leben träumt, das zum
Traum geworden. — Im oberen Stockwerk des
Hauses ist das Schlafgemach des Herren und
der Frau vom Hause. Die hölzernen Geräte
sind geradlinig und glattflächig und weiß lackiert,
die Sessel und Stühle mit dunkelblauem Rips
bezogen. Über die Wände und die Decke spannt
sich, wie ein aus Kaschmir gewobenes Fürsten-
zelt, ein schablonierter bunter Pflanzendekor
auf nachtschwarzem Grunde. Traumblumen,
Blumenträume, auf denen man den aufgelösten
Blick der Schlaftrunkenheit liegen lassen kann
in der abendlichen und morgendlichen Dämme-
rung, kurz bevor man einschläft und kurz nach-
dem man erwacht, wenn die Augen ihre selt-
samen Zustände haben, die Art des ersten und
des letzten Schauens. Menschen mit leicht er-
»BLICK INS HERRE.VZIMMER«
regbarer Einbildungsfähigkeit mögen unter der
schwarzen, bunt beblümten Decke im wach-
träumenden Liegen mitunter zu recht wunder-
lichen Gesichten gelangen. Nicht jeder wird eine
derartige Decke, die sich unvermutet rasch in eine
gespenstige Welt zu verwandeln vermag, über
sich haben wollen, wenn er nach einem laut
bewegten Tag im Schlafraum tiefe Rast und
Ruh sucht; aber Fritz Zeymer hat ja diese phan-
tastische Decke auch nicht für jedermann ge-
macht. Zeymer durchmenschlicht alle Teile
eines Hauses, er gibt den Dingen etwas von
der Seele ihrer Besitzer, macht den Wohn- und
Schlafraum zum Leberaum, und das Ungewöhn-
liche zum Behaglichen. Fast möchte ich glauben,
daß er vom Alltag nichts hält, daß er nur Fest-
tage empfindet, jeden als einen Tag der sich
unaufhörlich erneuernden Lebensfeier, a. r—r.
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ARCHITEKT FRITZ ZEYMER—WIEN.
über den Manuskripten aus dem fernen Osten
sitzend, von einem Leben träumt, das zum
Traum geworden. — Im oberen Stockwerk des
Hauses ist das Schlafgemach des Herren und
der Frau vom Hause. Die hölzernen Geräte
sind geradlinig und glattflächig und weiß lackiert,
die Sessel und Stühle mit dunkelblauem Rips
bezogen. Über die Wände und die Decke spannt
sich, wie ein aus Kaschmir gewobenes Fürsten-
zelt, ein schablonierter bunter Pflanzendekor
auf nachtschwarzem Grunde. Traumblumen,
Blumenträume, auf denen man den aufgelösten
Blick der Schlaftrunkenheit liegen lassen kann
in der abendlichen und morgendlichen Dämme-
rung, kurz bevor man einschläft und kurz nach-
dem man erwacht, wenn die Augen ihre selt-
samen Zustände haben, die Art des ersten und
des letzten Schauens. Menschen mit leicht er-
»BLICK INS HERRE.VZIMMER«
regbarer Einbildungsfähigkeit mögen unter der
schwarzen, bunt beblümten Decke im wach-
träumenden Liegen mitunter zu recht wunder-
lichen Gesichten gelangen. Nicht jeder wird eine
derartige Decke, die sich unvermutet rasch in eine
gespenstige Welt zu verwandeln vermag, über
sich haben wollen, wenn er nach einem laut
bewegten Tag im Schlafraum tiefe Rast und
Ruh sucht; aber Fritz Zeymer hat ja diese phan-
tastische Decke auch nicht für jedermann ge-
macht. Zeymer durchmenschlicht alle Teile
eines Hauses, er gibt den Dingen etwas von
der Seele ihrer Besitzer, macht den Wohn- und
Schlafraum zum Leberaum, und das Ungewöhn-
liche zum Behaglichen. Fast möchte ich glauben,
daß er vom Alltag nichts hält, daß er nur Fest-
tage empfindet, jeden als einen Tag der sich
unaufhörlich erneuernden Lebensfeier, a. r—r.
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