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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Fechter, Paul: Wege zur Kriegskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0494

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Neue Wege zur Kriegskunst.

Somit bliebe den Malern gegenüber diesem
riesenhaftesten Ereignis der Gegenwart also
nichts weiter übrig als resignierter Verzicht?
Sie sollten das ungeheuerste Ereignis der Welt-
historie miterleben und tatenlos bei Seite stehen?

Niemand wird ernsthaft diese Forderung er-
heben — und was bis jetzt an Kriegskunst vor-
liegt zeigt deutlich, daß auch hier Wege sich auf-
tun, die gerade von diesen Schwierigkeiten aus
ihre Richtung und ihre Liebe bestimmen lassen.
Den einen Weg ist Ludwig Dettmann ge-
gangen, indem er dem Krieg so dicht als mög-
lich auf den
Fersen folgte.
Wo der eben
gewesen war,
stellte er sich
hin und hielt
fest,was er sah,
mit der ganzen
Sachlichkeit,
zu der seine
Generation das
Auge erzogen
hat. Die Flam-
men der ver-
nichteten Häu-
ser züngelten
noch, die To-
ten lagen blu-
tig und zerfetzt
in den Gräben;
Dettmann ging
hin und malte,
was er sah. —
In den Kampf
selbst hinein
konnteer nicht:
er folgte sei-
nem Weg und
gab uns so die
stärksten Bil-

EEDERZEIOHNUNG VON FERDINAND STAEGER-Ml'NCHEN. » Hri'HERZEK 11 EN

der vom Kriege, die wir bisher bekommen
haben. — Andere Maler, die gleichzeitig Sol-
daten waren, haben ähnliches gebracht. Zer-
schossene Häuser, rastende Soldaten, Flieger-
beschießungen , Blicke über das leere Feld
zwischen den feindlichen Fronten sind die Er-
gebnisse. Weg und Ziel sind hier naturgemäß
überall die gleichen: Darstellung des Sichtbaren.

Der ungeheuere Gefühlskomplex, den das
Wort Krieg umfaßt, drängt indessen nach wei-
terem Ausdruck. Das ganze menschliche Emp-
finden ist von dem Grauen und der Größe der

Zeit erfüllt und
sucht instinktiv
Erlösung in der

Produktion.
Die reine Dar-
stellungkommt
dafür nicht in
Frage; sie be-
schränkt sich
auf das „So ist
es". Dafür tut
sich hier plötz-
lich eine Welt
neuer Möglich-
keiten auf für
die Bestrebun-
gen der Jünge-
ren. Die such-
ten schon vor
dem Kriege
von der bloßen
Darstellungdes
Sichtbaren ab-
zurücken, nach
dem Vorgang
Hansv.Marees
vielmehr ihre
„Vorstellung"
im Bilde zu ent-
wickeln. Die

Jü.r~eme tt -Jfisforifier.

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