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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 37.1915-1916

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Lübbecke, Fried: Kriegergrabmal und Kriegerdenkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.8533#0450

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Kriegergrabmal und Kriegerdenkmal.

in Originalgröße.) Angesichts dieser beiden
Epochen, die wirklich den geistigen Gehalt ihrer
Zeit künstlerisch erschöpften, grenzt selbst der
Klassizismus Schinkels ans Epigonenhafte. Für
unsere Zeit wird der Abstand noch weiter. Es
bleibt die Sehnsucht, daß die kommende Welt
auch den künstlerischen Ausdruck für das Er-
leben findet, das jetzt kein Herz verschont.
Daß sie ihn finden wird, darf man hoffen. Zu
viel starke Ansätze sind bereits vorhanden. Ja,
man nimmt aus Mannheim die Gewißheit mit,
wenn man die Treppe zu den Gemälden empor-
steigt. Dort ist man plötzlich von dem inneren
Druck befreit, der einen in der unteren Aus-
stellung gefangen hält. Vor den wunderbaren
Werken Thomas, Trübners, Feuerbachs, Manets,
Courbets, Cezannes, die hier so still und friede-
voll nebeneinander hängen, atmet man heilige
Luft. Wie gleichgültig, daß hier Soldaten in
französischen Uniformen den Bruder Franz
Josephs erschießen. Hier ist wahrlich Schillers
ästhetische Forderung bis zum letzten erfüllt,
daß im echten Kunstwerk die Form den Stoff

vertilgt. Noch ist für das Kriegermal der Stoff
zu mächtig, viele der Berufenen, ihn zu bändigen,
ringen noch mit seinen irdischsten Formen,
manche haben bereits durch ihres Lebens Hin-
gabe ihn geadelt. Nach dem gleichen unerforsch-
lichen Gesetz, das mitten in einer Welt kunst-
feindlichsten Materialismus den Genius eines
Manet, Thoma, Cezanne emporrief, wird auch
die Zukunft die Geister wecken, die unserer
Lebensnot die künstlerische Ausdeutung geben.
Vorerst ist genug getan, wenn man den gröbsten
Geschmacklosigkeiten und Gleichgültigkeiten
erzieherisch entgegentritt. Das tut die Mann-
heimer Ausstellung. Darum darf man ihr Glück

auf den Weg wünschen..... fried Lübbecke.

£

Wir Heutigen sehen auf die Entwicklungsphasen
der neueren Baukunst und ihr notwendiges
Ende als eine Offenbarung menschlicher Geschichte
zurück, stehen erwartungsvoll in den Anfängen eines
Neuen, von dem wir trotj dieser Offenbarung nicht
ahnen, wie es werden wird. Aber wir wissen, daß
es wieder ein Anfang ist, und darum ist es wieder
eine Lust zu leben......... PAUL FRANKL.
 
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