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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Fischer, Otto: Ausstellung der neuen Secession in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0024

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Ausstellung der Neuen Sccession in München.

Komposition der italienischen Stadt mit den
leuchtenden Türmen. Hier scheint nirgends zu
wenig und nirgends zu viel getan, und alles wie
eherne Notwendigkeit. Vergleicht man diese
Stadt mit der Stadt der Frau Caspar-Filser, so
werden die beiden Pole der Gestaltung deutlich,
die in dem Schaffen aller dieser jüngeren Mün-
chener Künstler sich auswirken. Es ist nicht
Eindruck und Ausdruck der Gegensatz, sondern
die feste Form und das Ungewisse variabler
Erscheinung, die weiblich hingegossene Empfin-
dung und der männliche Wille zu dauernder

und emporgetriebener Großheit....... o. f.

£

KUNST UND GESCHMACK. Während die
Kunst eine Macht ist, die sich nur zu recht-
fertigen braucht vor dem Forum des Künstlers
und zu ihrer Rechtfertigung nicht an die Mit-
welt gebunden ist, sondern getrost ihre Zeit ab-
warten kann, ist der Geschmack eine Macht,
die ihre Rechtfertigung erst durch ein Zusam-
menwirken von Schöpfer und Laien erhält und
das darstellt, was gerade die Mitwelt als Extrakt
zieht, aus dem künstlerischen Wesen der zeit-
genössischen Erscheinungen, fritz Schumacher.

aber trotz viel Kalligraphischem, trotz mancher
Flüchtigkeit gelingt ihm öfters der unmittelbar
empfundene Wurf, der Tier und Mensch und
Landschaft zu einer kräftig durchpulsten Einheit
zusammenschmelzt. Von Lauterburg sind
drei kleinere Bilder da, rasche Arbeiten vor
der Natur von diesem mit großen Kompositionen
unablässig ringenden Künstler, aber vollgültige
Leistungen, die von einer mächtigen künstle-
rischen Bewältigung zeugen. Erb s 1 öh hat eine
ganze Folge von Bildern des einen Desenbergs
ausgestellt, alle von schöner, ausdrucksvoller
Harmonie des Farbigen, manche von einer
zuckenden flammenden Gewalt der Empfindung,
die in der Landschaft ein leidenschaftliches
Drama erlebt. Den stärksten Eindruck aber
gewinnt man dieses Jahr in dem Raum Alexander
Kanolds, der jetzt zur vollen Reife seines
Könnens gelangt scheint. Die eigentümlich stei-
nerne Kälte und Strenge mancher Stilleben löst
sich in andern zu blühend froherer Farbigkeit.
Und wenn jedes Kleine schon mit Ernst und
Größe durcharbeitet und zur Gültigkeit unab-
änderlicher Form gereinigt ist, so zeigt sich die
ganze Kunst eines Meisters in der großartigen

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