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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Schliepmann, Hans: Der kommende "Wolkenkratzer"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0350

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Der kommende Wolkenkratzer.

wiener
werkstätte.
dag. peche.
»ziergerät
aus blech«
färb.bemalt.

schon recht große Querschnitte, läßt keine nach-
träglichen Umbauten zu, würde aber immerhin
eine monumentale Gestaltung sehr wohl zu-
lassen, sei es, daß man ihn außen mit Edelputz,
mit Fliesen, Majoliken oder nach Paul Scheer-
barts wohl gar mit farbigem Glase bekleidet.

Es ist sehr nötig für die bloßen Schwärmer
und sehr nützlich für die Kunstgenießer, wenn
man sich diese praktischen Fragen zunächst
einmal klar vor Augen stellt, denn die Baukunst
hat — besonders in armen Zeiten — in erster
Linie Bedürfnisse zu befriedigen unddann
aus realen Anforderungen Anregungen, „Mo-
tive", für die künstlerische Gestaltung zu ent-
nehmen; wer das vergißt, kann zwar verblüf-
fende Bilderchen malen, aber nicht bauen, sch.

Das Streben nach Beruhigung tritt im Bereich
der Kunst immer deutlicher hervor. Auch
ohne jeden Blick auf neueste Produktion wird
fühlbar, daß die aufgeregtsn Geisteszustände,
die die Malerei der letzten Jahre beherrschten,
im Abklingen sind. Es ist eine ähnliche Ent-
wicklung wie im öffentlichen Leben: dem
Schwung, der Erhitzung des Meinungsstreites
der letzten Jahre folgt ein Ruhebedürfnis; die
Erkenntnis kommt, daß die Zustände unter
Menschen immer menschlich mangelhaft und
bedingt bleiben werden, daß Ruhe und Arbeit
sichere und positive Güter sind, während von
den Entfesselungen und Erregungen feststeht,
daß sie sichere Schäden sind, keineswegs aber,
daß sie zu entscheidend Besserem führen werden.

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