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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Niebelschütz, Ernst von: Der Mensch ohne Kunst
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Balch, Edwin Swift: Kunst und Mensch
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0246

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Der Mensch ohne Kunst.

Mangel. Was uns not tut, ist der ganze
Mensch; der Mensch, dessen geome-
trisches Symbol der Kreis ist — gleich-
gültig, wieweit er seine Peripherie hin-
ausschiebt; wenn er nur überhaupt
etwas Abgerundetes, in sich Vollen-
detes darstellt. Nicht Spalten, son-
dern Verbinden heißt das Losungs-
wort der Zukunft. Erst die ersehnte
Synlhesis von Geist und Seele wird die
Menschheit wieder zum Genuß ihrer
selbst kommen lassen. Erst mit der
Geburt des ganzen Menschen wird die
wenig erhebendeübergangsphase über-
wunden sein, deren sichtbarster Reprä-
sentant „der Mensch ohne Kunst" ist.

£ E. V. N.

KUNSTUND MENSCH. Unter jeder
Zusammenballung von Menschen,
nennen wir sie wie wir wollen, Rassen,
Völker, Nationen, Stämme, Sippen
oder Familien, finden wir Kunst. Kunst
ist in ihren Abarten unbegrenzt, sie
ist nicht an zwei Stellen einerlei, sie
ist innerhalb zweier Zeitabschnitte
nicht die nämliche, aber es scheint
durchaus Regel zu sein, daß wir in
jedem Klima, zu jeder Zeit, unter
jedem Volksstamm Kunst in irgend
einer Form oder Gestalt finden. Kunst
ist nicht unter Menschen allgemein,
tatsächlich kommt sie streng genommen
nur vereinzelt unter Einzelwesen zum
Vorschein, aber sie ist allgemein men-
schenrassig, weil wir sie überall fin-
den. Wie läßt sich dies erklären?
Offenbar gibt es nur eine Antwort, die
lautet, daß ein Selbsttrieb der Kunst-
liebe und ein Anreiz Kunst zu schaf-
fen vielen Gliedern des Menschenge-
schlechts tief eingepflanzt ist.

Der Kunsttrieb schwankt bei ver-
schiedenen Völkern, verschiedenen
Zeiten, Umständen und Umgebungen.
Trotzdem ist er im Untergrund immer
das gleiche Ding, eine Liebe zu Form
und Farbe, eine geistige Fähigkeit, die
Farbigkeit und die Leistungen der
Künstler zu erfassen und zu genießen.
Der Kunst reiz ist zu erklären als
ein Verlangen, die Gefühle, die der
Selbsttrieb auslöst, zum Ausdruck zu
bringen und sichtbar zu machen. Fin-
det sich Kunsttrieb und Anreiz in
einer Person vereinigt, so kann diese
ein Künstler werden............

EDWIN SWIFT BALCH. ÜBERS. VON E. VOLKMAN N.

FRANZ WEISSE. SCHWARZES ZIEGENLEDER.

FRANZ WEISSE. ROTES ZIEGENLEDER MIT VERGOLDUNG.
 
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