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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Klapheck, Richard: Bildhauer Richard Langer - Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0064

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RICHARD LANGER—DÜSSELDORF. »PUTTEN-RELIEF« IN MUSCHELKALK.

BILDHAUER RICHARD LANGER-DÜSSELDORF.

Richard Langer hat jahrelang auf der Baustelle
gemauert und gezimmert, besuchte dann
eine Baugewerkschule, baute als Baugewerk-
meister in Thüringen Häuser, bevor er, vor zehn
Jahren, auf der Berliner Akademie Schüler von
Louis Tuaillon wurde und im Jahre 1912 als
Träger des Großen Staatspreises nach Rom ging.
Diese handwerkliche und technische Schulung
war für den späteren Bildhauer alles andere als
ein Zeitverlust, hat ihm im Gegenteil das mit
auf den Weg gegeben, was so vielen Bildhauern,
vor alleni, wenn sie mit den Architekten zu-
sammen zu arbeiten haben, fehlt: optische Er-
fahrungen auf der Baustelle, die aus der Ab-
hängigkeit der dekorativen Plastik von der
Architektur zu bestimmter Formung der Über-
treibung oder Vereinfachung oder Verkürzung
führen; handwerkliches Können und das Ver-
ständnis für die einem Material eigenen künst-
lerischen Ausdruckswerte und Bearbeitung. „In
der Kunst liegt der Sinn viel mehr in der Spitze
unseres Werkzeuges und in deren Kontakt mit

dem Material als im Gemüt, Verstand, Wissen
und Kombinieren", meint Max Klinger einmal.
Kunst ist eben vergeistigtes Handwerk. Dabei
sei der Akzent auf Handwerk gelegt, denn
die von worttrunkenen Lippen der Kunst-
schreiber und schreibenden jungen Künstlern
in unseren Tagen so laut geforderte und geprie-
sene „Vergeistigung der Kunst", die einer hand-
werklichen Schulung spottet, entzieht dadurch
doch letzten Endes der Kunst nur ihr natür-
liches Fundament. Und gerade dem großen
handwerklichen Können verdankt es Langer,
daß er mit einer Selbstverständlichkeit alle
technischen und künstlerischen Schwierigkeiten
der Stein-, der Bronze-wieHolzarbeitbeherrscht,
der Arbeiten in Eisen, Stuck, Terrakotta, Por-
zellan , Majolika. Bei seinen Plastiken fühlt
man den Schnitt des Messers, die weichen
Schabungen in Lindenholz wie die knorrigen
Kerben in Eichenholz, die den ganzen Reiz des
Materials, je derbesonderenDarstellungsaufgabe
entsprechend, mitreden lassen (Abb. S. 46).

XXIV. Okt.-Nov. 192«. 6
 
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