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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Lüthgen, Eugen: Ein Cölner Privathaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0078

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ARCHITEKT WILHELM HILL-CULN.

»CÖLNER WUVATHAUS • STRASSENSE1TE«

EIN CÖLNER PRIVATHAUS.

In den Jahren 1914—15 wurde das Cölner
Privathaus, Kanalstraße 13, von Architekt
Wilhelm Hill erbaut. Die Innenausstattung
der besseren Räume schuf Professor Eduard
Pfeiffer - München.

Der Vielgestaltigkeit des Lebens der Vor-
kriegszeit entsprach auf dem Gesamtgebiete
der Architektur und des Kunstgewerbes ein
Reichtum und eine Mannigfaltigkeit der Formen,
die eine natürliche Folge der Differenzierung
der Lebensmöglichkeiten und der täglichen
Lebensbedürfnisse war. Die Spaltung der Er-
lebnisweisen in persönlichste Äußerungen der
Form und des Inhaltes hätte die Gefahr einer
schwächlichen Zersplitterung der wirkenden
Kräfte heraufbeschwören können, wenn nicht
ein allgemeines Grundgefühl für künstlerische
Formung alle wesenhaften künstlerischen Äuße-
rungen auf ein gemeinsames Ziel hin sich hätte
erstrecken lassen: auf das Ziel, den seelischen
Gehalt der Form mit innerlich wahren Mitteln
auf verhältnismäßig kürzestem Wege, d. h. knapp
und bestimmt zu erreichen.

Jedes Bauwerk, ob einfach oder prunkvoll
ausgestattet, sollte aus dem Inneren heraus
in ausdrucksvollen Formen gestaltet werden.
Schöpferischer Phantasie war breitester Spiel-
raum vorbehalten. Der Einheit der Wirkung,
die jedes Kunstwerk verlangt, entsprach stim-
mungsvolle Vereinheitlichung der Darstellungs-

mittel. Gefahr bestand nur da, wo die Mög-
lichkeit vorlag, die Darstellungsweisen des Ein-
fach-Zweckvollen und des Prunkvoll-Reichen
unangemessen zu vermischen.

Doch ruhige und gemessene Einfachheit mit
lebensfreudiger Reichhaltigkeit der Form zur
Einheit der Wirkung zu zwingen, war innerhalb
des neueren baukünstlerischen Schaffens den-
noch möglich. Denn es hatte sich gleichsam
als ein Gesetz architektonischer Gestaltung die
Anschauung durchgesetzt, daß der Außenbau,
der eigentliche Baukörper des Gebäudes, in
seiner ganzen Formensprache auf edle und stille
Anspruchslosigkeit hinzielte, während in den
Wohnräumen selbst sprühende Lebensfreude in
phantasievoller Formentfaltung nicht selten ge-
sucht wurde. Das könnte von dem Hause Fein-
hals in Cöln-Marienburg, für das Olbrich die
Außenarchitektur schuf, während Bruno Paul
und manche andere Künstler die innere Aus-
stattung gestalteten, ebenso gelten wie für
dieses Cölner Privathaus, an dem Architekt Hill
und Prof. Eduard Pfeiffer gemeinsam wirkten.

Architekt Hill gab dem Außenbau einen
mächtigen blockhaften, kubisch wirkenden Kör-
per, in dem alles dreidimensional Plastische
absichtsvoll betont erscheint. Diese Auffassung
findet ihre Begründung in der einsamen Lage
des Hauses in völlig ebener Umgebung; diese
Auffassung wird zugleich in ihrer Wirkung künst-
 
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