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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Steinmetz, Ludwig: Wiener Kunstschau 1920: Die Arbeiten der Wiener Werkstätte
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0119

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Wiener Kunstschau ig20.

RENI SCHASCHX WIEN. »KERAMIK«

besonderer Liebe hochgehalten, auch jetzt keine
Zurücksetzung erfahren hat. Obenan stehen die
Einbände Prof. Josef Hoffmanns in der kla-
ren Umgrenzung ihrer räumlichen Form. Das
schönfarbige Ecrasee ist in seiner Material-
wirkung noch gehoben durch die flächenglie-
dernde Linearornamentik der Goldpressung.

Auch das einprägsamste Schmuckwerk der
Ausstellung trägt die Signatur Hoffmanns: eine
vielgliederige Kette, aus der Materialharmonie
von Gold und Elfenbein geschaffen. Sonst ist
noch Schmuck zu finden in Form von Ringen,
Kolliers aus Halbedelsteinen mit Elfenbein, und
den von der Mode bevorzugten Anhängern in
Elfenbeinschnitzerei. An den vorhandenen
Maleremailen lassen sich zwei Richtungen er-
kennen. Die eine schon im Entwurf mit reich-
licher Bedachtnahme auf die Zufallserscheinun-
gen beim Schmelzprozeß, die andere strenger

Bemalung und in der
erfinderischenRaumein-
teilung. Architekt Vik-
tor Lurje anderseits
verweist mit seinen In-
tarsien im strengen, ar-
chaisierenden Flächen-
stil nachdrücklich auf
die klassische Art der
Bekleidung geringeren
Materiales durch das
Mosaik edler Hölzer.
Die Struktur des Faser-
zuges, derMaserung, der
Nuancen-Reichtum der
Furnieren ergeben un-
erschöpfliche Komposi-
tionsanregungen. Nicht
die mindeste Verringe-
rung der Qualität des
Stoffes macht sich an
den ausgestellten Le-
derarbeiten bemerkbar.
Außer der originellen
Figuralformungen Pe-
ches, manch schöner Le-
derkassette, sei der ge-
schmeidig modellierten
Lederschnittarbeiten an
Mappen, Taschen und
Etuis Erwähnung getan.
Fraglicher ist deren Ver-
wendungbei Einbänden.
Im übrigen erweisen die
vorhandenen Buchein-
bände, daß die Pflege
des Buches, seit Begrün-
dung der Werkstätte mit

auf die Innehaltung der meist expressiven Kom-
position achtend. In den Tafeln von Leopold
Krakauer und von Marie Otten-Fried-
mann sprechen sich beide Richtungen am sicht-
barsten aus. Unter den mannigfaltigen Silber-
geräten sei auf einen elegant geformten Becher
von Leopold Paradeiser verwiesen, und
neben den durchbrochenen Arbeiten Peches
auf eine geräumige Obstschale von Professor
Oskar Strnad, eine hohe Vase mit geschweif-
tem Rand und ein Teeservice von Prof. Josef
Hoffmann. Bei allen diesen Gefäßen formt
sich das schimmernde Metall dünnwandig zu
ausladender, bequem nutzbarer Raumbildung.
Die glanzsteigernd gebuckelten Gefäße des
Teeservices werden durch weitkurvige, griffige
Elfenbeinhenkel und gut faßbare Elfenbein-
knöpfe an den Deckeln ergänzt. Zu dem Auf-
bau von Beleuchtungskörpern wurde bei Me-

R. SCHASCHL. »LEBENSGR. KERAMIK«
 
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