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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Jaumann, Anton: Kunst, Geschäft und Mode
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0124

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Kunst, Geschäft und Mode.

Sprechen wir es
ruhig aus, die Scheu
vor dem „Verkau-
fen" ist es, die
hauptsächlich das
praktische Wirken
unserer Künstler
und Kunsthand-
werker behindert.
Für die beschau-
liche Ruhe des Ate-
liers opfern sie all
dieAnregungen des
direkten Verkehrs
mit derKundschaft,
sie opfern den Ge-
nuß und das Hoch-
gefühl der Selb-
ständigkeit. Aber
ohne Risiko, ohne
Kühnheit kommt
ihr nicht vorwärts!
Hinein in den Stru-
del! Die Bewegung
wird euch mitrei-
ßen, die Erregung
wird euer Blut in
Wallung bringen.
Im Kampfe erst
stählt sich die Kraft,
selbst aus Enttäu-
schung wächstTrotz
und erhöhte Ener-
gie. — Aber die

Kompromisse!
Peinlich! Dürfen
wir z. B. an die
Mode Zugeständ-
nisse machen, wie
es doch jedes „Ge-
schäft" verlangt?
Es hat keinen
Zweck, Korallket-
ten zu bringen,
wenn das Publikum

Elfenbeinketten
verlangt. Was wird
da aus der Über-
zeugung, aus dem
„geradenWeg" des
Künstlers? Da ist
es doch besser,
beim Bildermalen
zu bleiben, wo man
nach keiner ge-
schäftlichen Kon-
junktur zu fragen

PROFESSOR JOSEF HOFFMANN. »SILBERNER AUFSATZ *

PROFESSOR JOSEF HOFFMANN. »SILBERNE VASE«

braucht. Nun, gibt
es in der Malerei
keineModen? Viel-
mehr , wo wären un-
sere jungen Künst-
ler, wenn ihnen
nicht die „Mode"
des Expressionis-
mus all die neuen
Probleme gebracht
hätte, an denen sie
sich jetzt die Zähne
ausbeißen? Und
nicht anders ist es
auch im Kunstge-
werbe und im
Kunstgeschäft. Je-
de Mode hat auch
ihre gute Seite. Sie
eröffnet neue Ge-
staltungsmöglich-
keiten, sie veran-
laßt, die eine oder
andereTechnik ein-
mal recht gründlich
durchzuackern und
herauzusholen,was
irgend geht. Will
jemand leugnen,
daß aus dem Sche-
renschnitt, dem wir
jetzt allerdings bis
zum Überdruß be-
gegnen, doch Aus-
gezeichnetes her-
ausgeholt worden
ist? Ohne die Sil-
houettenmode wä-
re diese gründliche

Durchackerung
aber niemals er-
folgt. Wir haben
hier das Schulbei-
spiel einer Mode.
Mit unserm Zeit-
empfinden ist ein
besondererZusam-
menhang nicht er-
kennbar. Nach ei-
nigen zagen An-
fängen ist plötzlich
die Mode da, und
da so Reizvolles
dabei hervorge-
bracht wird, wächst
sie von Tag zu Tag
— und bietet da-
 
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