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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Jaumann, Anton: Kunst, Geschäft und Mode
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0127

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Kunst, Geschäft tind Mode.

»GOLDENER ANHANGER«

Sehen Sie, das sind heute Ar-
tikel ! Darnach wird gefragt!
Silhouetten nimmt keiner mehr,
und wenn ich ihm die Ware
nachwerfe." Andere Artikel
aufnehmen heißt nun aber noch
lange nicht seinen Charakter
aufgeben. Der Wandel der Mo-
den hat manchem Künstler Ge-
legenheit gegeben, seine Eigen-
art, seineMelodie nacheinander
in Puppen, Batiks, Elfenbein-
anhängern, Modebildern aus-
zuprägen. Wettert Ihr anderen,
Ihr Starrköpfigen, gegen Ge-
schäft und Mode, der kluge
Künstler wird es verstehen, in
jeder Mode seine Linie, seine
Melodie zur Geltung zu brin-
gen. Wir hatten im Schmuck
eben eine Silber- und Elfen-
beinmode, und siehe, es gelang
auch expressionistischen Sil-
ber- und Elfenbeinschmuck
herauszubringen. — Der kluge
Künstler wird sogar noch einen
Schritt weiter gehen und ver-
suchen im Verein mit willigen
Geschäftsleuten die Mode zu
beeinflussen. Die Moden ent-
stehen niemals ganz von selbst.
Die letzte Batikwelle z. B. ist

»GOLDGESCHNITTENE RINGE«
DAGOBERT PECHE—WIEN-ZÜRICH.

»GOLDENER ANHANGER«

von einer ganz bestimmten Fir-
ma „gemacht" worden. Jetzt
leben Hunderte von Werk-
stätten davon. Im Theater, im
Buchverlag ist dieses amerika-
nische System schon seit län-
gerer Zeit im Schwang. Sehr
zum Nachteil der guten Lite-
ratur, wird mancher sagen. Ver-
zeihung, auch der starke Dich-
ter kann die geschäftliche For-
cierung nicht entbehren. Die
Auflagen und Aufführungszif-
fern, die dem Dichter erst das
Leben erträglich machen, sind
ohne Tamtam, heute wie je,
ausgeschlossen. Gerade um
von der Tagesmode nicht all-
zusehr abhängig zu sein, müs-
sen Künstler und Dichter immer
mehr die Kunst erlernen, wie
manMode „macht". Nichtwar-
ten, bis man an die Reihe
kommt! Wer den Erfolg dem
Zufall überläßt, dem wird er
nie beschieden sein. — Kunst
will doch wirken, will ein Echo
finden in Geist und Gemüt der
anderen. Die Stärke dieses
Echos ist nicht bloß abhängig
von der Güte eines Werkes.
Wichtiger ist das psychologi-
 
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