Zur Kunst Oskar Molls.
deutender Künstler, er besitzt als Lehrer echt
französische Eigenschaften, die gerade dem
Deutschen in Molls Lage sehr nützlich sein
mußten: eine feine Helligkeit des Denkens ohne
tötliche Abstraktion, d. h. voller Gefühl für das
Sinnenhafte und Sinnliche. Braune hat schon
betont — und es ist leicht zu begreifen — daß
das Wort „expression", das Matisse damals im
Atelier und 1908 in den „Notes d'un peintre"
der Grande Revue vor aller Welt aussprach,
durch den Ergänzungsbegriff der „Sensibilite"
einen völlig neuen Sinn erhält. Es ist der An-
schluß auch des Neuen, das hier gewollt wurde,
an die Überlieferung eines Landes, in dem das
„gute Malen" nie erloschen ist. Es ist die un-
bedingte Beteiligung des Auges an der sicht-
baren Form, auch wo sie — wie jede Kunst
natürlich, aber nun in besonders hohem Grade
— den „Gegenstand überwindet"; der Wille,
sich nicht nur schnell durch das Auge hindurch,
ja gleichsam an ihm vorbei, in die Tiefen der
Seele zu stürzen, sondern die Form doch immer
sich vor ihm dehnen zu lassen; das Kunstwerk
noch immer als „Objekt", nicht nur als „Erna-
deutender Künstler, er besitzt als Lehrer echt
französische Eigenschaften, die gerade dem
Deutschen in Molls Lage sehr nützlich sein
mußten: eine feine Helligkeit des Denkens ohne
tötliche Abstraktion, d. h. voller Gefühl für das
Sinnenhafte und Sinnliche. Braune hat schon
betont — und es ist leicht zu begreifen — daß
das Wort „expression", das Matisse damals im
Atelier und 1908 in den „Notes d'un peintre"
der Grande Revue vor aller Welt aussprach,
durch den Ergänzungsbegriff der „Sensibilite"
einen völlig neuen Sinn erhält. Es ist der An-
schluß auch des Neuen, das hier gewollt wurde,
an die Überlieferung eines Landes, in dem das
„gute Malen" nie erloschen ist. Es ist die un-
bedingte Beteiligung des Auges an der sicht-
baren Form, auch wo sie — wie jede Kunst
natürlich, aber nun in besonders hohem Grade
— den „Gegenstand überwindet"; der Wille,
sich nicht nur schnell durch das Auge hindurch,
ja gleichsam an ihm vorbei, in die Tiefen der
Seele zu stürzen, sondern die Form doch immer
sich vor ihm dehnen zu lassen; das Kunstwerk
noch immer als „Objekt", nicht nur als „Erna-