Zur Kunst Oskar Molk.
PROFESSOR OSKAR MOLL -BRESLAU.
GEMÄLDE »ROTER MOHN« 191«.
lieh und zu dritt folgt eine Form, die die Festig-
keit der ersten Periode mit dem Gliederungs-
reichtum der Zweiten vereinigt. Wenn man in
der Geschichte unserer altdeutschen Malerei
von der blockhaft starren Hingesetzlheit Kon-
rad Witz'scher Gestalten zu der wieder go-
tischeren Beweglichkeit Schongauers und dann
zu der durchgekämpften Ruhe der Dürer'schen
Apostel blickt, so erlebt man — natürlich in
weit größerem Ausmaße — doch einen ähn-
lichen Gang, wie ihn der schmale Weg des neuen
deutschen Malers genommen hat. Der „Garten
in Hattenheim" von 1908 (Abb. S. 121), die
„Betunie" von 1912 (Abb. S. 126), die „Blätter
am Bach" von 1919 (Abb. S. 129) können
Merkpfahle bilden.
Der „Garten in Hattenheim" dunkelblaugrün
gegen rotbraun-rot, darin ein ockergelbes Buch.
Die Farbe ist von schwerem Eigenleben. Die
Fläche nicht weniger: große dunkle Massen
gegen große hellere. Die Wucht der Blatt-
massen, rauh und aufgerissen, in einem mäch-
tigen Triebe vom Stamme links nach dem Buche
rechts hingeweht, die Zweiglinien wie Nerven
darin. Matisse ist stark fühlbar — so hatte
man eine deutsche Landschaft noch nie gesehen.
Hier — und ähnlich in einem prachtvollen Still-
leben mit Sonnenblumen in dicken Vasen vor
einem Spiegel (ebenfalls 1908) — ist schon der
völlige Eigenwert der Form gesetzt gegenüber
den Eindruck, von dem sie ausging. Es ist zu-
gleich Tiefe und Teppich. Aber die Farben
stehen in geformten Konlrastgruppen ohne
wesentliche innere Vibration zusammengeballt.
Dagegen die „Belunie" von 1912 (in Ebers-
berg gemalt). Die vordem in sich verhängten
PROFESSOR OSKAR MOLL -BRESLAU.
GEMÄLDE »ROTER MOHN« 191«.
lieh und zu dritt folgt eine Form, die die Festig-
keit der ersten Periode mit dem Gliederungs-
reichtum der Zweiten vereinigt. Wenn man in
der Geschichte unserer altdeutschen Malerei
von der blockhaft starren Hingesetzlheit Kon-
rad Witz'scher Gestalten zu der wieder go-
tischeren Beweglichkeit Schongauers und dann
zu der durchgekämpften Ruhe der Dürer'schen
Apostel blickt, so erlebt man — natürlich in
weit größerem Ausmaße — doch einen ähn-
lichen Gang, wie ihn der schmale Weg des neuen
deutschen Malers genommen hat. Der „Garten
in Hattenheim" von 1908 (Abb. S. 121), die
„Betunie" von 1912 (Abb. S. 126), die „Blätter
am Bach" von 1919 (Abb. S. 129) können
Merkpfahle bilden.
Der „Garten in Hattenheim" dunkelblaugrün
gegen rotbraun-rot, darin ein ockergelbes Buch.
Die Farbe ist von schwerem Eigenleben. Die
Fläche nicht weniger: große dunkle Massen
gegen große hellere. Die Wucht der Blatt-
massen, rauh und aufgerissen, in einem mäch-
tigen Triebe vom Stamme links nach dem Buche
rechts hingeweht, die Zweiglinien wie Nerven
darin. Matisse ist stark fühlbar — so hatte
man eine deutsche Landschaft noch nie gesehen.
Hier — und ähnlich in einem prachtvollen Still-
leben mit Sonnenblumen in dicken Vasen vor
einem Spiegel (ebenfalls 1908) — ist schon der
völlige Eigenwert der Form gesetzt gegenüber
den Eindruck, von dem sie ausging. Es ist zu-
gleich Tiefe und Teppich. Aber die Farben
stehen in geformten Konlrastgruppen ohne
wesentliche innere Vibration zusammengeballt.
Dagegen die „Belunie" von 1912 (in Ebers-
berg gemalt). Die vordem in sich verhängten