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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Pinder, Wilhelm: Zur Kunst Oskar Molls
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0146

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Zur Kunst Oskar Mol/s.

l'ROF. OSKAR MOLL—BRESLAU. »BLÄTTER AM BACH« 11)19.

Farbenteppiche sind innerlich aufgelöst und
locker bis auf kleinste Elemente zurückverteilt.
Alles vibriert vor Licht. Wo noch Kontraste
sind, ist ihr Ausmaß zurückgeschnellt. Ein
leichtes, selig-nervöses Zittern und Klirren
schütternder Farbtupfen. Es sind die verän-
derten Werte der ersten Form — aber eben ihre
Veränderung macht sie einemVorletzlenähnlich:
dem „Neoimpressionismus" eines Signac etwa.

Endlich die „Blätter am Bach" von 1919.
Wie die Malerei des früheren 16. Jahrhunderts
der des frühen 15. wieder ähnlicher scheinen
kann, als der von 1460, so scheint dieses dritte
Bild dem ersten wieder näher als dem zweiten.
Es ist alles wieder fester geworden. Aber
wie jene „zweite Gotik" von 1460 aus der ihr
folgenden Kunst dennoch als Voraussetzung
nicht wegzudenken ist, wie ihre größere Be-
weglichkeit — als Überwindung vorangehender

„primitiver" Blockstarrheit — im inneren Leben
der neuen Gesamtform umgeschmolzen weiter-
arbeitet, so ist auch hier die neue Festigkeit
voll neuer rätselhafter Bewegung, die neue
„Ruhe" eine Komplikation aus Bewegung.
Diese Bewegung selbst aber hat jetzt größeres
Format. Sie schüttert nicht mehr, sondern wühlt
sich in schlingenden Gängen durch das Bild-
ganze, wieder zugleich Tiefe und zugleich Fläche;
nicht mehr ein quer von Rahmenleiste zu Rah-
menleiste gehängter Teppich, sondern eine ge-
heimnisvolle Durchschluchtung, die sich „balan-
ciert", in Form und Farbe; tief im Räume und
in der Farbe. Auch die „Belunie" war ent-
schieden räumlicher gewesen, als die Hatten-
heimer Gartenlandschaft.

Kurvengänge sind natürlich fließender, als
die Sprünge zwischen drei solchen Merkpfählen
— nur eine Hülfe für schnellere Erfassung des
 
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