Zu einigen Bildern Giorgiones.
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GIORGIONE »KONZERT«
FLORENZ. PALAZZO P1TT1.
AUFN. HANFSTAliNGL-MÜNCHEN.
Landschaft sitzend, den kleinen Opheltes stillt.
Doch fragt man kaum nach solcher Deutung.
Träumerisch versunkenes Beieinandersein schö-
ner Menschen in schöner Landschaft, mit der sie
ganz verwachsen, eine verhaltene zitternde Er-
regung, eine tief musikalische Grundstimmung,
die sich auch der Umgebung mitteilt, das ist das
Wesentliche. Das ist auch das, was Hans von
Marees vor solchen Bildern entflammte! —■ So
träumt auch, in lässiger müder Haltung Holofer-
nes' abgemähtes Haupt versonnen betrachtend,
die Heldin von Bethulien in die von Blütenduft er-
füllte Morgenlandschaft. Dies frühe Gemälde
(Abb. S. 139) in St. Petersburg ist noch herb
und gestrafft in den Formen, noch fest um-
rissen in der Silhouette, noch voll Unruhe in
den Falten. Denn hier, um 1504, steht unser
Meister erst an der Wende zur Klassik, hier
waltet noch viel geheime Gotik in seinen Bildern.
Gotisch ist z. B. die Schlankheit der Figur,
das Hochgeführte der Komposition und des
Formates, genau wie im Castellfrancoaltar.
Traumverloren blickt auch auf dem leider
schlecht erhaltenen Wiener Bilde David, das
Haupt Goliaths im Arm, in unbestimmte Weite
(Abb. S. 132). Das reiche Lockenhaar des sehr
mädchenhaften David, der vielleicht ein Selbst-
porträt ist, hat dazu verführt, in diesem Bilde
irrtümlich eine „Salome" zu sehen.
Das köstlichste und beste Gemälde Gior-
giones jedoch, die Venus der Dresdener Galerie
(Abb. S. 135), weist schon alle Merkmale des
klassischen Stils, dessen wohlige größere Ruhe
und dessen Einfachheit, die Beschränkung auf
das Wesentliche und die schönere Flächigkeit
auf. Nicht mehr, wie bei Cima noch oder Botti-
celli, werden die einzelnen Knochen und Ge-
lenke betont, sondern das blütenweiße Fleisch.
Dieser so keusche und doch so zart sinnliche,
jungfräuliche Körper ist aus einem Guß. Fläche
sitzt an Fläche, Form an Form, organisch mit
einander verbunden. Man spürt das pulsierende
Leben dieser grazilen Gestalt, deren Ruhe Be-
wegung ist, deren Schlummer sich schon im
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GIORGIONE »KONZERT«
FLORENZ. PALAZZO P1TT1.
AUFN. HANFSTAliNGL-MÜNCHEN.
Landschaft sitzend, den kleinen Opheltes stillt.
Doch fragt man kaum nach solcher Deutung.
Träumerisch versunkenes Beieinandersein schö-
ner Menschen in schöner Landschaft, mit der sie
ganz verwachsen, eine verhaltene zitternde Er-
regung, eine tief musikalische Grundstimmung,
die sich auch der Umgebung mitteilt, das ist das
Wesentliche. Das ist auch das, was Hans von
Marees vor solchen Bildern entflammte! —■ So
träumt auch, in lässiger müder Haltung Holofer-
nes' abgemähtes Haupt versonnen betrachtend,
die Heldin von Bethulien in die von Blütenduft er-
füllte Morgenlandschaft. Dies frühe Gemälde
(Abb. S. 139) in St. Petersburg ist noch herb
und gestrafft in den Formen, noch fest um-
rissen in der Silhouette, noch voll Unruhe in
den Falten. Denn hier, um 1504, steht unser
Meister erst an der Wende zur Klassik, hier
waltet noch viel geheime Gotik in seinen Bildern.
Gotisch ist z. B. die Schlankheit der Figur,
das Hochgeführte der Komposition und des
Formates, genau wie im Castellfrancoaltar.
Traumverloren blickt auch auf dem leider
schlecht erhaltenen Wiener Bilde David, das
Haupt Goliaths im Arm, in unbestimmte Weite
(Abb. S. 132). Das reiche Lockenhaar des sehr
mädchenhaften David, der vielleicht ein Selbst-
porträt ist, hat dazu verführt, in diesem Bilde
irrtümlich eine „Salome" zu sehen.
Das köstlichste und beste Gemälde Gior-
giones jedoch, die Venus der Dresdener Galerie
(Abb. S. 135), weist schon alle Merkmale des
klassischen Stils, dessen wohlige größere Ruhe
und dessen Einfachheit, die Beschränkung auf
das Wesentliche und die schönere Flächigkeit
auf. Nicht mehr, wie bei Cima noch oder Botti-
celli, werden die einzelnen Knochen und Ge-
lenke betont, sondern das blütenweiße Fleisch.
Dieser so keusche und doch so zart sinnliche,
jungfräuliche Körper ist aus einem Guß. Fläche
sitzt an Fläche, Form an Form, organisch mit
einander verbunden. Man spürt das pulsierende
Leben dieser grazilen Gestalt, deren Ruhe Be-
wegung ist, deren Schlummer sich schon im