Das Kunstwerk als Erlebnis.
■ Bezirk des rein geistigen Erlebens vollzieht.
■ Ich rechne dazu die häufige und seltsam fesselnde
Erscheinung, daß man nach innigem Versenken
■ in die Anschauungsweise eines bestimmten
■ Künstlers eine Zeit lang die Welt mit seinen
J Augen zu sehen pflegt; also mit seinen Farben,
■ mit seiner Linie, mit seinem Lebensgefühl, selbst
mit seiner Art der Stilisierung und der geistigen
Einstellung. Oskar Wilde ist in der Schätzung
dieser Wirkung so weit gegangen, zu sagen, daß
■ wir die Natur überhaupt nur durch die Künstler
kennen. Mag dies übertrieben sein: sicher ist,
daß wir der Kunst Unermeßliches verdanken
B an Sehen der Natur, an Steigerung der sinn-
lichen Erlebnisfähigkeit, an Bereicherung unsres
Weltbildes. Es mag hier eingeschaltet werden,
■ daß man diese suggestive Wirkung künstleri-
scher Form sogar zur Beeinflussung des wer-
■ denden Menschen verwenden zu können glaubte,
B
durch das Medium der hoffenden Mutter. Auch
in der Dichtung und in der Anekdote kommt
dieses Motiv nicht selten vor.
Ich rechne ferner hierher die zahllosen Fälle,
in denen Kunstwerke irgendwie wirksam ein-
treten in eine bestimmte seelische oder gei-
stige Situation des Beschauers. Der Geist des
Menschen hat eine eigentümliche Gewalt, alles
was an ihn herantritt, in seine Welt einzube-
ziehen und seinen jeweiligen Zwecken dienstbar
zu machen. Unter diesen äußeren Faktoren
steht ihm das Kunstwerk in seiner klaren Aus-
formung, die es als ein abgegrenztes, willen-
volles Lebewesen erscheinen läßt, an erster
Stelle. Kunstwerke haben Verzweiflungen ge-
dämpft, Schmerzen gelindert, Verluste über-
winden helfen. Sie haben jugendliche Geistes-
schwierigkeiten gemildert und böse Regungen
erstickt. Ja, man tut gut, wenn man über diesen
■ Bezirk des rein geistigen Erlebens vollzieht.
■ Ich rechne dazu die häufige und seltsam fesselnde
Erscheinung, daß man nach innigem Versenken
■ in die Anschauungsweise eines bestimmten
■ Künstlers eine Zeit lang die Welt mit seinen
J Augen zu sehen pflegt; also mit seinen Farben,
■ mit seiner Linie, mit seinem Lebensgefühl, selbst
mit seiner Art der Stilisierung und der geistigen
Einstellung. Oskar Wilde ist in der Schätzung
dieser Wirkung so weit gegangen, zu sagen, daß
■ wir die Natur überhaupt nur durch die Künstler
kennen. Mag dies übertrieben sein: sicher ist,
daß wir der Kunst Unermeßliches verdanken
B an Sehen der Natur, an Steigerung der sinn-
lichen Erlebnisfähigkeit, an Bereicherung unsres
Weltbildes. Es mag hier eingeschaltet werden,
■ daß man diese suggestive Wirkung künstleri-
scher Form sogar zur Beeinflussung des wer-
■ denden Menschen verwenden zu können glaubte,
B
durch das Medium der hoffenden Mutter. Auch
in der Dichtung und in der Anekdote kommt
dieses Motiv nicht selten vor.
Ich rechne ferner hierher die zahllosen Fälle,
in denen Kunstwerke irgendwie wirksam ein-
treten in eine bestimmte seelische oder gei-
stige Situation des Beschauers. Der Geist des
Menschen hat eine eigentümliche Gewalt, alles
was an ihn herantritt, in seine Welt einzube-
ziehen und seinen jeweiligen Zwecken dienstbar
zu machen. Unter diesen äußeren Faktoren
steht ihm das Kunstwerk in seiner klaren Aus-
formung, die es als ein abgegrenztes, willen-
volles Lebewesen erscheinen läßt, an erster
Stelle. Kunstwerke haben Verzweiflungen ge-
dämpft, Schmerzen gelindert, Verluste über-
winden helfen. Sie haben jugendliche Geistes-
schwierigkeiten gemildert und böse Regungen
erstickt. Ja, man tut gut, wenn man über diesen