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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Karlinger, Hans: Aus den Verkaufstellen der Deutschen Werkstätten in München und Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0230

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Aus den Verkaufst eilen der Deutschen Werkstätten.

Vollendung oder in
einer mangelhaften
Kenntnis der Mate-
rialmöglichkeiten .
Es gab und gibt kei-
ne kunstgewerb-
liche Manufaktur,
die der starkenHilfe
des Handarbeiters
entbehren könnte,
es gibt keine Werk-
stätten echterWerk-
kunst, die sich auf
Massenproduktion
einstellen dürfte.
DieMassenproduk-
tion wurde derRuin
der alten Porzellan-
manufakturen, die
innige Zusammen-
arbeit vonlndustrie
und Handarbeit der
Segen der wertvol-
len neuen! — Die
Vertiefung kunst-
gewerblicher Ein-
sichten führte zur
Abkehr von den
Reproduktionssti-
len. Die moderne
Form erwuchs aus
dem Zweckgefühl
künstlerischer Indi-
vidualitäten. Die
Vertiefung dieser
Zweckgesinnung u.
ihre Übertragung in
breite Arbeitsmög-
lichkeiten bleibt
vornehmste Aufga-
be für die Werk-
kunst der Zukunft.

HANS KARLINGER

VON NEUEN TAPETEN. Die geistige Ein-
stellung der Gegenwart zeigt eine sich im-
mer schärfer ausprägende Tendenz von der Ver-
gangenheit fort, eine immer leidenschaftlicher
sich gestaltende Hingabe an Zukünftiges. Die
Veränderung im Wesen und der Anschauung
der Tapete mag ein Beispiel sein.

Es ist eine eigenartige und reizvolle Ver-
mischung einer starken Sinnlichkeit und einer
lebendigen Geistigkeit, die den Charakter der
neuen Tapete bedingt. Sinnlichkeit in der
Frische, der Lebhaftigkeit, den starken Kon-
trasten der Farbengebung wie in der Wahl der

Farben selbst,Geist
im fein entwik-
kelten Aufbau der
Tapete, in der Glie-
derung des Mu-
sters , in der Be-
ziehung zwischen
Rapport und Ge-
samtfläche, in der
Struktur und Form
des Details, das —
weit weg von na-
turalistischen For-
men — mit phanta-
stischer Geistigkeit
geschaffene Gebil-
de zeigt, die oft fast
einen visionären
Eindruck extrem
gesteigerter Mög-
lichkeiten einer zu-
künf tigenNatur ma-
chen. — Am wert-
vollsten in der mo-
dernen Auffassung
von der Tapete
scheint mir das
Wiedererwachen
des lebhaften Emp-
findens für die be-
sonderen Beding-
ungen der archi-
tektonischen Wand
zu sein, die als Vor-
aussetzung fast im-
mer fühlbar ist. Die
neuen Tapeten ver-
mögen mannigfal-
tige Aufgaben zu
erfüllen, sie können
das Zimmer eng
geschlossen zusam-
menhalten, den
Raum nach innen
zusammenballen, ihn sinnlich vertiefen. Sie
können ihn begrenzen und mit gelassener Geste
den Möbeln und übrigen Dingen Möglichkeiten
eigenen Spieles geben, mehr Hintergrund wie
Teilnahme, dennoch untrennbar von der räum-
lichen Erscheinung. Sie können zuletzt den
Raum auflösen, nach außen hin sich ins Formen-
lose verlieren lassen. So ist's möglich, einen
Raum eng, geschlossen zu verinnerlichen, oder
ihn weit, hell, luftig, freudig zu gestalten, ohne
seine Proportionen zu verändern, lediglich durch
Ausarbeitung seines Charakters und seiner Be-
stimmung.....................H. D. F.

E. WENZ-VIETOR. »DA.MENZIMMER-SCHRANK«
DEUTSCHE WERKSTÄTTEN A.-G HELLER AU UNI) MÜNCHEN
 
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