Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (47.1920-1921)

Das Denkmal der Opfer in Frankfurt a. M,

dekorativer Architektonik, dennoch, vertieft in
die Gesetze fremder „Stile", nicht zu allgemein-
gültigen Gestaltungen des Zeitempfindens ge-
langen konnte.

Durch die verwirrende Vielfältigkeit der Zeit
aber geht ein Sehnen nach Einheit, Versöhnung
der Gegensätze, Erlösung im demütigen Dienste
einer mächtigen Idee. Und dieses Werk, ge-
heimnisvoll wie es, unmitlelbar vor dem Kriege,
aus der ahnenden Hand des Künstlers entstan-
den ist, steht heute wie auf einer Brücke zwi-
schen beiden Ufern, im Kreuzungspunkt der
vielartigen künstlerischen Ausschwingungen,

und — gewisse Einschränkungen vorbehalten
— erscheinen in ihm die Probleme gleichsam
aufgelöst, Geist der gestaltenden Kunst und
unmittelbares Gefühl des Volkes zu einheitlicher
Formung zusammengeschweißt. Tausende täg-
lich sind vom Getriebe der Straße her in den
Raum dieses Denkmals getreten — und haben
ihn still, betroffen, nachdenkend wieder ver-
lassen. Sodaß man — vielleicht, und wenn auch
nur leise — die Hoffnung hegen darf, es habe
wieder, wie vor alter Zeit, das Volk in einem
Kunstwerk seine eigene Seele, seines Fühlens
Ausdruck gefunden....... h. k. Zimmermann.

benno f.lkan.

denkmal der opfer« frankfurt a. m.