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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Wichert, Fritz: Der rote Frosch: Ein Schnörkel
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0304

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Der rote Frosch.

in zweiter oder dritter Linie Sache des Ver-
standes. Was sagt das Gefühl des Kindes?
Wenn ich die Welt noch einmal zu schaffen
hätte, dann machte ich alle Frösche rot. Sie
gefallen mir so viel besser. Das Kind hat recht.
Andere Kinder würden blaue, wieder andere
gelbe Frösche in ihre Welt setzen. Das ist ja
gerade das Wunderliche: da entsteht eine Welt,
aber keines von den Wesen, die sie denkend
und fühlend bevölkern, ist mit ihrem Plan zu-
frieden, und wenn sie ihr Gefühl fragen, so
wollen sie alle anders, wollen ein rotes Märchen
statt grüner Wirklichkeit. . . Wer hat das Recht,
dem Kind die Freude zu verderben? Wer hat
überhaupt das Recht, Freude aus der Welt zu
schaffen, bloß weil die Wissenschaft etwas
festgestellt hat?"

Das die Geschichte vom roten Frosch. Den
folgenden Tag verbrachte die Herrin des Hauses
in einer benachbarten Großstadt. Sie ging auf
die Reise mit einem stillen: „Und doch stimmt
es nicht!" Als sie zurückkam, saß man im
großen Kreis am Kamin. Das Feuer prasselte.
Sie war erfrischt, gütig und voll liebenswürdiger
Heiterkeit. In einer Handtasche hatte sie aller-
hand lustige Sächelchen. Für jeden etwas.

Einen Satz ineinandergesteckter Teufel für den
Schwiegersohn. Eine Zigarettentasche für die-
sen, ein Buch für jenen Gast. Zuletzt kam der
streitbare Kunsthüter an die Reihe. Die Gabe
wurde ihm überreicht mit erwartungsvollem
Lächeln. „Sollten Sie am Ende doch —?" Er
wickelte auf. Was kam zum Vorschein? Ein
wundervoller roter Frosch. Doulton Pottery.
Schade, daß er so oft gebraucht wird, sonst
könnte man ihn ja eine Weile lang der Redak-
tion „zum Zeigen" überlassen.

Der Spitzfindige wird zwar zugeben, daß der
Frosch schön sei, aber hier handele es sich
auch um Plastik! Und die Plastik — usw.

Nein, Verehrtester! Die Plastik ist genau
dasselbe. Sie ist uns als Naturnachahmung im
äußersten Grad nur schneller widerwärtig. An
den Umbau des Körperlichen und der Farbe
hat sie uns besser zu gewöhnen verstanden.
Lassen wir doch auch für die Malerei endlich
die irreführende Forderung von den Dingen,
„wie sie nun einmal seien", fallen. Dann wär's
nämlich auch mit dem „Expressionismus" als
Kampferscheinung vorbei, und schneller, als
wir ahnen, träte an seine Stelle — wie an die
aller anderen Ismen — die Kunst..... f. w.

fachschule steinschonau. »graviertes glas«

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