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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Osborn, Max: Karl Hofer
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0308

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KARL HOFER—BERLIN. »LOGE«, ubnkh. Paul cassirbr.

KARL HOFER.

VON MAX OSBORN.

Karl Hofer hört es nicht gern, wenn man im
Zusammenhang mit seiner Art das Wort
„Deutsch-Römertum" ausspricht, weil er eine
Abneigung gegen alle Registrierungen in der
Kunst hat. Es hilft ihm dennoch nichts: seinem
ganzen Wesen nach ist er, aus dem Geist einer
neuen Zeit, der Vorstellungswelt und Form-
gesinnung jenes großen Kreises verbunden.
Gewiß, Hof er hatte schon damals, als er 1903,
fünfundzwanzigjährig, nach Süden ging, mit der
dumpfen Zielbewußtheit eines starken jungen
Talents die Wege eingeschlagen, die er dann
in Italien konsequent weiter verfolgte. Aber
was wir Deutsch-Römertum nennen, ist ja nicht
oder nicht nur ein lokaler Begriff, sondern ein
Kunstprinzip. Es bildet während eines ganzen
Jahrhunderts, nicht erst seit Böcklin und Feuer-
bach, sondern schon seit den Tagen der Naza-
rener und der heroischen Landschaft, einen
klar umgrenzten Gegensatz zu der ganz Europa
beherrschenden Strömung der Malerei. Es be-
zeichnet neben der Tendenz, die Erscheinungen

der Wirklichkeit in ihren Elementen und Be-
dingungen zu erfassen, die Sehnsucht nach
Stilbildung und damit zugleich nach vertieftem
Ausdruck, wie ihn die Natur nicht zu bieten
vermag. So kam es, daß die ersten Bilder
Hofers, die auf den Ausstellungen der Sezes-
sionen erschienen, — im Anfang des Jahrhun-
derts —, mit der Kraft der Überraschung als
Boten einer neuen Kunde wirkten. Eine ganz
andere Grundanschauung meldete sich hier zum
Wort als bei den Bildern ringsum. Möglich-
keiten, an die man nicht gedacht hatte, öffneten
sich. Eine Ahnung stieg auf, daß auch jenseits
der Kunstgedanken, die damals sich ausbreiteten,
aber noch immer um Anerkennung zu ringen
hatten, der Weg noch einmal umbiegen werde.
Die Jugend von heute ist oft geneigt zu vergessen,
was dieser Künstler als ihr Vorkämpfer an
bahnbrechender Arbeit geleistet hat.

Böcklin hat einmal gesagt: „Die Impressioni-
sten suchen den Menschen in der Luft — ich
suche den Menschen im Raum". Damit ist tat-

XXIV. März 1921. 1
 
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