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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Osborn, Max: Karl Hofer
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0310

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Karl Hof er.

Karl Hofer, der Oberdeutsche, hatte den
Hang zu solchen Dingen im Blute. Der ale-
mannische Stamm muß dazu besondere Voraus-
setzungen liefern. Auch Hans Thoma, der zu
Hofers frühen Lehrmeistern gehörte, stand ihnen
nicht fern. Ein versonnenes Schauen, das sich
mit der physischen Aufnahme des Weltbildes
nicht begnügt, verbindet sich mit den klareren
Formvorstellungen der romanischen Völker, die
doppelt benachbart wohnen. Rom gab Hofer
nur Stempel und Bestätigung; sein inneres Pro-
gramm brachte er mit. Es ging auf den Bau
festgefügter, von entschlossenen Umrissen in
Zaun gehaltener Flächen, die sich in bedeuten-
der Haltung in den Raum türmen. Immer wer-

den Entscheidungen gesucht. Was um sie herum
gelagert ist, kommt nicht in Betracht. Aus
Wirklichkeitserfahrungen ballen sich in viel-
facher Siebung, Wandlung, Umpflügung male-
rische Visionen, die ihr souveränes Leben führen.
Hofers Art zu arbeiten ist bezeichnend. Die
Übung unablässigen Fleißes gab seiner Hand
die Sicherheit, den Gesichten der inneren Er-
findung stets die zeichnerische Hieroglyphe zu
geben, die dem Beschauer durch die Beziehungen
zu den Tatsachen seiner Erfahrung lesbar ist.
Es ist erstaunlich, mit welcher Bestimmtheit er
sehr schwierige Stellungen.Verkürzungen, Über-
schneidungen ohne weiteres dem Formenschatz
der natürlichen Gleichniswelt entnimmt,während

PROFESSOR KARL HOFER—BERLIN, GEMÄLDE »FREUNDINNEN«
MIT GENEHMIGUNG VON PAUL CASSIRER.
 
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