Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

DOI Artikel:
Schliepmann, Hans: Der kommende "Wolkenkratzer"
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0348

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der kommende Wolkenkratzer.

schütten, so daß sie als Erst-
gekommenerücksichtslos die
Nachbarschaft erdrücken, ihr
Licht und Luft und dazu die
Möglichkeit späterenWachs-
tumes rauben (denn eine
ganze Straße gleichmäßig ho-
her Turmhäuser würde zu
einer Schlucht werden, in der
keines der hohen Häuser
mehr dieLebensbedingungen
für darin tätige Menschen fände),
und daß über den niedrigeren
Häusern seitlich scheußliche kah-
le Brandmauern mit einzelnen
Schlupflöchern und angeklebten
Nottreppen aufragten. Unser nicht
durch Geld ablösbares Rechtsge-
fühl müßte auch für Turmhäuser
den altbewährten Grundsatz fest-
halten, daß die Höhe eines Ge-
bäudes der Breite dervorliegen-
den Straße angepaßt (wenn nicht
geradezu ihr gleich) sein muß. Die
Feuersicherheit erfordert für seit-
liche Öffnungen in den Giebel-
mauern gegen die Nachbarn ei-
nen Abstand (in den meisten

Städten mindestens 6 m), die
Gesundheit der Bewohner,
daß sie auch an Höfen noch
ausreichend Luft und Licht
genießen. Das bedeutet nun,
daß Wolkenkratzer nur auf
oder doch an freien Plätzen
oder auf einem ganzen Stra-
ßenblock errichtet werden
könnten, daß bei zu geringer
Straßenbreite die oberen Ge-
schosse staffelförmigzurücktreten
müßten, damit jede Staffel noch
in ihrer Höhe das Maß der vor-
liegenden Straßenbreite oder des
Abstandes von seitlichen und
hinteren Nachbargebäuden nicht
übersteigt, und daß Innenhöfe
ganz zu vermeiden oder nur von
Korridoren zu umschließen wä-
ren, welch letzteres eine sehr
kostspielige Grundrißlösung und
eine schlechte Ausnutzung des
Baulandes bedeuten würde, so
daß sich im allgemeinen das
Schema eines höchstens 18 m
breiten Hauptkörpers, gegebe-
nenfalls mit vorgestreckten eben-

WERKSTATTE—WIEN.

»AN HAN GER UND BROSCHEN c

so breiten Flügeln in den Formen

— + /—' I—{ J-rL

ergäbe. Hierbei würden alle nutz-
baren Räume beiderseits eines Mittel-
flures reichlich Licht von außen emp-
fangen ; die Kreuzungsstellen mit den
Flügeln und auch die Enden der Mit-
telkorridore wären die gegebenen
Stellen für Treppen und Aufzüge. Im
äußeren Aufbau würde sich ein sol-
ches deutsches Turmhaus wahrschein-
lich sehr wesentlich von seinen ame-
rikanischen Vätern unterscheiden und
eher an seine Urälterväter, die mexi-
kanischen Teocallis, Stufenpyrami-
den, erinnern. Das würde aber für das

ENTW: DAGOBERT PECHE WIEN.
 
Annotationen