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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 47.1920-1921

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Utitz, Emil: Gibt es für den Künstler verbindliche Gesetze der Farbenwahl?
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https://doi.org/10.11588/diglit.9122#0354

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Gibt es für den Künstler verbindliche Gesetze der Farbenwahl?

in der Lage sei, gedeihliche Rezepte zum Dichten
zu verabreichen. Sie beschränken ihren Ehrgeiz
auf das Verstehen-wollen der Wortkunst. Ver-
stehen gebiert vielleicht tieferes Kennenlernen,
ermöglicht gerechtere Würdigung, obgleich auch
da richtunggebend immer ein Erlebnis dahinter
stehen muß. Denn bloß mit den Werkzeugen
des Verstandes sprengt man nirgends das Tor
der Kunst. Daß bestimmte Farbenverbindungen
in der Mehrzahl der Fälle angenehm wirken,
andere wieder unangenehm, besagt herzlich
wenig für die Malerei. Denn nicht bloß von
den Farbentönen hängt ihre Wirkung ab, sondern
in entscheidendem Maße auch von ihrer räum-
lichen Anordnung. Man kann aber auch jede
an sich unerträgliche Farbenzusammenstellung

durch Einführung neuer Farben ausbalanzieren.
Übungen sind da sehr nützlich, und es wäre
ernstlich zu erwägen, ob sie nicht auf Schulen
in systematischer Weise betrieben werden
sollten, ausgehend von spielerischer Tätigkeit.
Aber das wären doch nur elementare Anfänge
einer Grammatik, sicherlich keine Kunstsprache.
Bei manchen Zöglingen würde es sich bald
zeigen, daß sie schnell über die formalen
grammatischen Regeln hinauskommen, Eigen-
willigkeit zeigen und ihren freieren Arbeiten
eine persönliche Note aufprägen. Hier wären
Ansatzpunkte künftiger Begabung. Ich verkenne
also nicht die Vorteile eines Experimentierens
mit einer wohl ausgebauten Farbenskala; aber
im Grunde hat doch von jeher jeder Künstler

WIENER

WERKSTÄTTE.

»ELEKTR.

TISCHLAMPE«

MESSING.

ENTWURF: ARCHITEKT DAGOBERT PECHE —WIEN.

XXIV. Män 1921. 6
 
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