Die Kunst im ZusavimcnJiang der geistigen Zeitprobleme.
läge beziehen. Man befiehlt keinen neuen
Glauben, man macht tote Götter nicht mit
Worten lebendig. So wenig uns Nietzsche die
heidnische Kraft, die er als Grundlage jedes
modernen Weltbaus erkannt hatte, durch seine
Entrüstungen und Lobpreisungen tatsächlich
schenken konnte, so wenig wird irgend eine neue
Geistesgrundlage mit Ermahnungen herbeizu-
führen sein. Damit schafft man höchstens schnell-
fertige Heuchler, die in Scheinwelten leben.
Wohl aber ist es nützlich und nötig, die
Problemstellung den Menschen so oft und so
dringlich als möglich vorzurücken und so in
ihnen eine Bereitschaft und eine Freudigkeit
für eine kommende Verfestigung und Verding-
lichung der Welt zu erwecken. Was wir be-
wußt tun in solchen Dingen, taugt meistens
keinen Deut. Was wir an Antrieben und Be-
gehrungen aber in unsre Tiefen senken, so daß
wir am Ende wirklich Wille uad Verlangen sind,
das hat schaffende Kraft. Ich halte gar nichts
von den Laienpredigern, die nun den Künstlern
die Lektüre des Katechismus empfehlen oder
heilige Namen mit Fingern bedeuten und be-
winken. Aber wertvoll ist alles, was die Men-
schen zum inneren Horchen und Gespanntsein
12
IIUIIUUUI
läge beziehen. Man befiehlt keinen neuen
Glauben, man macht tote Götter nicht mit
Worten lebendig. So wenig uns Nietzsche die
heidnische Kraft, die er als Grundlage jedes
modernen Weltbaus erkannt hatte, durch seine
Entrüstungen und Lobpreisungen tatsächlich
schenken konnte, so wenig wird irgend eine neue
Geistesgrundlage mit Ermahnungen herbeizu-
führen sein. Damit schafft man höchstens schnell-
fertige Heuchler, die in Scheinwelten leben.
Wohl aber ist es nützlich und nötig, die
Problemstellung den Menschen so oft und so
dringlich als möglich vorzurücken und so in
ihnen eine Bereitschaft und eine Freudigkeit
für eine kommende Verfestigung und Verding-
lichung der Welt zu erwecken. Was wir be-
wußt tun in solchen Dingen, taugt meistens
keinen Deut. Was wir an Antrieben und Be-
gehrungen aber in unsre Tiefen senken, so daß
wir am Ende wirklich Wille uad Verlangen sind,
das hat schaffende Kraft. Ich halte gar nichts
von den Laienpredigern, die nun den Künstlern
die Lektüre des Katechismus empfehlen oder
heilige Namen mit Fingern bedeuten und be-
winken. Aber wertvoll ist alles, was die Men-
schen zum inneren Horchen und Gespanntsein
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