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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Collin, Ernst: Deutsche Einbandkunst: die Ausstellung des Jakob Krausse-Bundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0258

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ENTWURF U. AUSF: HEINRICH VAHLE, BEI HÜBEL & DENCK, LEIPZIG. »MOOSGRÜNES MAROQUIN MIT GOLDt

DEUTSCHE EINBANDKUNST.

DIE AUSSTELLUNG DES JAKOB KRAUSSE-BUNDES.

Das Berliner Kunstgewerbe - Museum, das
bekanntlich in das ehemalige Kaiserschloß
übersiedelt ist, hat sich den historischen Prunk-
raum des Schlosses, den Weißen Saal, als Raum
für wechselnde Ausstellungen erkoren. Die
Eröffnung der neuen Museumsstätte machte
mit der Ausstellung bekannt, die der Jakob
Krausse-Bund, die Vereinigung deutscher
Kunstbuchbinder, unter dem Titel „Deutsche
Einbandkunst" veranstaltete. Durch die Hilfe
anderer Museen, des Sachs. Hauptstaatsarchivs
und der Sächs. Landesbibliothek, der Preußi-
schen Staats-Bibliothek, der vormals Königl.
Hausbibliotheken, sowie des Schloß-Museums
selbst, war es dem Bunde möglich, aus dieser
Ausstellung eine große historische und
moderne Einbandschau zu machen, die
etwa vom 15. Jahrhundert bis auf den heutigen
Tag reichte. Das Schwergewicht des historischen
Teils war natürlich gelegt auf die Arbeiten des
Schutzpatrons des Bundes, Jakob Krausse,
der in den fünfziger bis achtziger Jahren des
16. Jahrhunderts der Hofbuchbinder des Kur-
fürsten August von Sachsen gewesen ist, und
von dem neuerdings aufgefundene Arbeiten zu
sehen sind. Aber auch andere Einbände sah
man, die die alte Blütezeit buchkünstlerischen
Schaffens wachrufen, Einbände aus den Bücher-

schätzen der klassischen Bücherfreunde, der
Jean Grolier, Thomas Majoli, Heinrichll.
von Frankreich, Diana von Poitiers. Und
indem diese Ausstellung neben den alten und
neuen deutschen Einbänden auch Einband-
werke der venezianischen Frührenaissance und
der alten französischen Buchbindekunst zeigte,
gab sie ein ausgezeichnetes Bild eines der ehr-
würdigsten und schönsten Zweige kunstgewerb-
lichen Schaffens.

Aussteller der neuzeitlichen Einbände waren
ausschließlich Mitglieder des Jakob Krausse-
Bundes. — Den verstorbenen Mitgliedern des
Bundes, den beiden bekannten Meistern Georg
Co Hin-Berlin und Eduard Ludwig-Frankfurt
a. M., sowie dem 1915 gefallenen Fritz Nitsch
war eine Gedächtnisschau bereitet. Es ist nicht
möglich, die hier ausgestellten vierhundert mehr
oder weniger reich verzierten Bucheinbände hin-
sichtlich ihrer kunstgewerblichen Eigenart auf
einen Nenner zu bringen. Daß derWerkstoff aller
dieser Arbeiten Leder ist, kann zwar als das
Gemeinsame betrachtet werden. Aber diese
Lederbände sind nicht nur mit einer großen
Reihe verschiedener Techniken verziert, auch
der stilistische Ausdruck ist so außerordentlich
verschieden, die gemeinsame Anwendung ver-
schiedener Techniken ermöglicht so außer-

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