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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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25 Jahre "Deutsche Kunst und Dekoration"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0017

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25 JAHRE

„DEUTSCHE KUNST UND DEKORATION".

/yl't dem vorliegenden Heft tritt die „Deutsche Kunst und Dekoration" in ihren 25. Jahr-
" * gang ein. An Arbeit, an Erfolgen und Anerkennungen hat es nicht gefehlt. Aber
far den wirklichen Veteranen der Arbeit werden gerade Erfolge und Anerkennungen,
die dem jüngeren Menschen so anziehend zu sein pflegen, immer gleichgültiger. Die
Rücksicht auf das eigene Ich tritt immer mehr zurück hinter der Rücksicht auf das Werk,
hinter der Frage: Was ist aus dem geworden, was du als eine Forderung in dir trugst?
Wle weit konnten deine Ideale das Leben gestalten? Was hast du von deinem Stand-
Punkte aus auf dem Gebiete, dem deine Arbeit galt, noch von der Zukunft zu wünschen?

Die erste größere Leitidee, die vor Jahren für mein Wirken bestimmend wurde,
War die einer Reform des gewerblichen Ausstellungswesens. Man stand damals
Serade in der Zeit, da wichtige Übergänge sich vorbereiteten. Die Gewerbe drängten
mächtig an die Öffentlichkeit. Die Frage ihres Auftretens auf den Ausstellungen war
Senr bedeutsam geworden. Man kannte bis dahin nur den Typ der großen, dabei nicht
einmal spezialisierten „Gewerbeschau", bei der zahllose Objekte wahllos bunt angehäuft
wurden, um sich mit dem Tage des Ausstellungsschlusses wieder spurlos in die Winde
^ zerstreuen. Dabei entstanden oft kostspielige Bauten, die allerlei Prunk in leichtem

aterial vorführten und dann wieder verschwanden, und so lag in diesem Ausstellungs-
yp eine Häufung unnötiger Geldausgaben. Demgegenüber war es mein Gedanke, zu

usstellungszwecken feste Bauten zu errichten, die einerseits selbst Objekte der Aus-

eiiung waren, andererseits die verschiedenen kleineren Objekte in fertig abgerundeten
onnräumen beherbergen sollten, nach Schluß der Ausstellung aber zu Wohn- oder anderen
^wecken Verwendung finden konnten. Auf diese Weise konnte etwas Gediegenes für
ben Ausstellungszweck und zugleich etwas Praktisches für den dauernden Ge-
^auch geschaffen werden. Kurz, mir schwebte jener neue Typ von Ausstellungen vor,
r nachmals in der ersten Ausstellung der „Darmstädter Künstlerkolonie 1901" nach
feinen Anregungen verwirklicht wurde. Er erwies sich als praktisch und brauchbar.

wurde in Turin, Dresden und anderwärts aufgenommen; man plante seinerzeit sogar
eine Umfangliche Verwirklichung dieses Systems in München auf der Kohleninsel. Wenn

s gelungen ist, in diesen 25 Jahren das Ausstellungswesen immer mehr seines früheren,
augenblicklichen Schein berechneten und fast jahrmarkthaften Charakters zu entkleiden
zum praktischen Leben in immer engere Fühlung zu bringen, so kann ich einen

61 dieses Erfolges ohne Überheblichkeit meinen Bemühungen zugute schreiben.

wenn .0n diesem ersten Gedanken aus ging die Arbeit weiter. Unsere Lebensarbeit -

nicht ^ese allgemeine Bemerkung hier einstreuen darf — speist sich bekanntlich

Bedürf"1-8 Gewußten, programmatischen Gedanken, sondern aus den inneren Antrieben,

werden"88!}1 Unc* Punschen, die unmittelbar aus unserem Charakter heraus wirksam

Erst später ^ spä*er erkennen wir, welche Gedanken diesen Antrieben zu Grunde liegen.

Programm ^elangen wir dazu, in unsern Impulsen ein Programm zu sehen und dieses

arbeit" sorech^ ZU formuUeren- Wenn ich sonach von einem „Programm meiner Lebens-

,„ o„i,^„ kann> so war es dies: Kunst und Leben in immer engere Fühlung
zu S6h6n uip

' ^unst begreiflich zu machen als einen notwendigen Bestandteil des
 
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