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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Reifenberg, Benno: Die Erweiterung des Städelschen Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0049

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Die Erweiterung des Städelschen Museums,

LUNTESCHÜTZ.
»ARTHUR
SCHOPEN-
HAUER«

wanderte, hin und her gerissen von den male-
rischen Möglichkeiten des Jahrhunderts, hier
von der genießerischen Freude am Freilicht, an
dem ernsten, verzweifelten Ringen um Form und
Gesetz da, wer, eingewiegt von den hundert-
fältigen Artenbürgerlicher Daseinsfreude, plötz-
lich vom Blitz gerührt vor den wenigen Offen-
barungen des gestaltenden Genius stehen blieb,
der mag, zum Schluß, jene beiden schwarz be-
spannten Kammern betreten, wo — als ein Quell
des verflossenen Säkulums — die deutsche
romantische Malerei gezeigt wird. Und
was vielleicht in dem kleinen Raum der Aller-
jüngsten geahnt werden mochte, hier wird es
zum schmerzlichen Bewußtsein: die Einheit,
das Durchgängige des Lebens ist nicht mehr.
Aus den Bildnissen Steinles, aus Friedrich Over-

becks Porträt des juogen Franz Pforr mag man
das Wesen dieser Menschen ablesen: ihre Ver-
sunkenheit, ihre Leidenschaft, ihr tiefes Wissen,
ihre Jugend. Mondgleich zieht des genialischen
Fellners „Märchen" den Fluß entlang und leitet
zur Tivolilandschaft des Karl Philipp Fohr. Da
strömt es aus kühlblauer Ferne, die Bäume
dehnen sich wie die Wolken, Mensch ist wie
Baum verwurzelt, es grünt aus den Tiefen und
das italische Land rauscht daher wie eine
einzige, große Symphonie.

Aus dergleichen, zarten Kraft, aus dergleichen
Unbedingtheit der Empfindung konnte Franz
Pforrs Legende vom Grafen Habsburg entstehen,
schwebend, ungreifbar wie das erste Morgen-
dämmern, und doch eindringend, unvergeßlich
— eine Vision. — ....

BENNO REIFENBERG.

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