Die Erweiterung der Städelschen Galerie.
WILH. STEIN HAUSEN.
>ST. CHRISTOPHORUS«
und anbetungswürdig. Wir können deshalb
nichts anderes, als uns bemühen, mit der gleichen
Kritik und Liebe das Schaffen von heute zu be-
trachten, wie das von gestern, und dürfen über-
zeugt sein, daß heute genau so gute und
schlechte, bedeutende und unbedeutendeWerke
entstehen, wie in früheren Zeiten.
Ich kann nicht sagen, was die Werke, die wir
als Repräsentanten der eigentlich modernen
Kunst in den Gesamtrahmen unserer ehrwür-
digen Sammlung aufgenommen haben, den Be-
suchern bedeuten; und wenn man mich fragte,
was diese Werke den zukünftigen Geschlech-
tern bedeuten werden, so kann ich auch nur
sagen: das weiß ich nicht. Aber das kann ich
wohl sagen und verantworten, daß diese Arbei-
ten stets als besonders charakteristische oder
hervorragende Äußerungen der Kunst und des
künstlerischen Strebens unserer Zeit bewertet
werden dürfen. Im übrigen bitte ich Sie, bei der
Beurteilung dieser Frage folgendes zu beden-
ken: Die Skeptiker und Verneiner mögen be-
denken, daß das künstlerische Schaffen und Rin-
gen unserer Zeit eine gegebene Tatsache ist, die
als solche nicht bezweifelt werden kann und zu
respektieren ist, — nicht, weil etwa unsere Zeit
zum künstlerischen Schaffen besonders qualifi-
ziert wäre, sondern weil trotz allem Wechsel
von Aufstieg und Verfall das künstlerische Ge-
stalten zu den ewigen, unversiegbaren Kräften
der menschlichenNatur gehört. Die Enthusiasten
mögen aber auch hier wieder bedenken, daß
es sich in einer Galerie nicht um eine Tages-
ausstellung handelt, und daß diese Werke
unter einem Dach mit van Eyck und Holbein
und Rembrandt zu hängen haben.
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WILH. STEIN HAUSEN.
>ST. CHRISTOPHORUS«
und anbetungswürdig. Wir können deshalb
nichts anderes, als uns bemühen, mit der gleichen
Kritik und Liebe das Schaffen von heute zu be-
trachten, wie das von gestern, und dürfen über-
zeugt sein, daß heute genau so gute und
schlechte, bedeutende und unbedeutendeWerke
entstehen, wie in früheren Zeiten.
Ich kann nicht sagen, was die Werke, die wir
als Repräsentanten der eigentlich modernen
Kunst in den Gesamtrahmen unserer ehrwür-
digen Sammlung aufgenommen haben, den Be-
suchern bedeuten; und wenn man mich fragte,
was diese Werke den zukünftigen Geschlech-
tern bedeuten werden, so kann ich auch nur
sagen: das weiß ich nicht. Aber das kann ich
wohl sagen und verantworten, daß diese Arbei-
ten stets als besonders charakteristische oder
hervorragende Äußerungen der Kunst und des
künstlerischen Strebens unserer Zeit bewertet
werden dürfen. Im übrigen bitte ich Sie, bei der
Beurteilung dieser Frage folgendes zu beden-
ken: Die Skeptiker und Verneiner mögen be-
denken, daß das künstlerische Schaffen und Rin-
gen unserer Zeit eine gegebene Tatsache ist, die
als solche nicht bezweifelt werden kann und zu
respektieren ist, — nicht, weil etwa unsere Zeit
zum künstlerischen Schaffen besonders qualifi-
ziert wäre, sondern weil trotz allem Wechsel
von Aufstieg und Verfall das künstlerische Ge-
stalten zu den ewigen, unversiegbaren Kräften
der menschlichenNatur gehört. Die Enthusiasten
mögen aber auch hier wieder bedenken, daß
es sich in einer Galerie nicht um eine Tages-
ausstellung handelt, und daß diese Werke
unter einem Dach mit van Eyck und Holbein
und Rembrandt zu hängen haben.
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