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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Swarzenski, Georg: Die Erweiterung der Städelschen Galerie: aus einer Ansprache zur Eröffnung und Hundert-Jahrfeier
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0061

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Die Erweiterung der Städelschen Galerie.

FRANZ HODLER.

»MADCHEN-BILDNIS«

Die Freiheit unserer Sammlung von örtlichen
und zeitlichen Schranken bedeutet zugleich,
daß ihr Sammelprinzip die Qualität ist: d. h. die
rein künstlerischen Eigenschaften eines Werkes
bilden den eigentlichen Maßstab. Die künst-
lerische Qualität eines Werkes ist aber nicht
identisch mit dem, was man im Jargon des Han-
dels als einen Clou bezeichnet, oder in der
Sprache des Sports als eine Rekordleistung, und
was im Bädecker einen Stern hat. Es ist auch
nicht identisch mit dem, was die Kunstgeschichte
als „Importanz" bezeichnet, sondern es han-
delt sich hier oft nur, ähnlich wie in mensch-
lichen Dingen, um feine, kleine Nuancen, die
kaum in Worte zu bringen sind und die man-

ches Auge kaum zu sehen vermag. Deshalb
können es auch oft bescheidene Arbeiten sein,
die durch ihre Qualität uns wertvoll werden und
entzücken, und deshalb haben Liebe und Lieb-
haberei an der Entstehung der Sammlung ebenso
großen Anteil, wie geschulte Kennerschaft. Dies
ist auch der Grund, warum unsere Sammlung
in gleicher Weise als Qualitätssammlung gefeiert
wird, wie sie wegen ihres besonders intimen
Charakters gerühmt wird. Sie hat viel von dem
Charakter einer großen Privatsammlung, und ich
habe oft beobachtet, daß verwöhnte Kunst-
freunde und Künstler, denen die Museen im
allgemeinen auf die Nerven gehen, sich im Städel
wohl fühlen. Dieser intime, persönliche Cha-

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