Zeitgeist und Geschichte.
meinte mit seiner Künstlerschar die Antike zu
erneuern. Was er aber als Antik ansprach,
war nicht die Antike eines Perikles, sondern
die Spätantike, ihr Abgesang. Auch was Goethe
und seine Generation als antik feierte, redete
in den Formen des Kunstwollens dieser Tage.
Weder in Rom noch in Florenz hatte er einen
Blick für die spärlichen Bruchstücke griechischer
Werke, er sah im Laokoon, im Apoll von Belve-
dere Antike, weil er dieses Altertum aus der
Seele seiner Zeit suchte. Selbst Goethe unter-
stand dem Zeitgeist, dieser aber ist aus dem
Nacheinander aller Vergangenheiten geworden,
und dankt seine Richtung mehr den Impulsen
und der geistigen Grundlage der Masse als eines
großen Einzelnen. Die Masse kommt über das
Handwerkliche zum Geistigen. Wer Kunst
genießen will, fühlend sie nachschaffen will,
muß Haken haben, in die er greift, um hochzu-
steigen, Im allgemein Begreiflichen müssen die
Handgriffe eingeschlagen sein. Das ist das Hand-
werkliche. Damit ist nicht gesagt, jeder müsse
erst Wagen lackieren, Schilder malen lernen, ehe
er ans Tafelbild geht; aber Wand, Raum und
Farben sollte er gründlich kennen, ehe er in
räumliche Formen seine Seele gießt. Am
Klavier können viele recht annehmbar improvi-
sieren. Was gelingt ist Zufall. Für die Kunst
darf es nicht Zufall geben. Sie hat ihre inneren
Gesetze, die sich erkennen lassen. Und nur
eine unbekannte Größe, die Intuition, d. h. den
ersten Antrieb. Wann er kommt, wie er er-
scheint, läßt sich nicht bestimmen, nur daß er
aus der Zeit stammt, das wissen wir. . . dr. r. c.
JOHN HOPPNER. »KIND MIT KANINCHEN«
meinte mit seiner Künstlerschar die Antike zu
erneuern. Was er aber als Antik ansprach,
war nicht die Antike eines Perikles, sondern
die Spätantike, ihr Abgesang. Auch was Goethe
und seine Generation als antik feierte, redete
in den Formen des Kunstwollens dieser Tage.
Weder in Rom noch in Florenz hatte er einen
Blick für die spärlichen Bruchstücke griechischer
Werke, er sah im Laokoon, im Apoll von Belve-
dere Antike, weil er dieses Altertum aus der
Seele seiner Zeit suchte. Selbst Goethe unter-
stand dem Zeitgeist, dieser aber ist aus dem
Nacheinander aller Vergangenheiten geworden,
und dankt seine Richtung mehr den Impulsen
und der geistigen Grundlage der Masse als eines
großen Einzelnen. Die Masse kommt über das
Handwerkliche zum Geistigen. Wer Kunst
genießen will, fühlend sie nachschaffen will,
muß Haken haben, in die er greift, um hochzu-
steigen, Im allgemein Begreiflichen müssen die
Handgriffe eingeschlagen sein. Das ist das Hand-
werkliche. Damit ist nicht gesagt, jeder müsse
erst Wagen lackieren, Schilder malen lernen, ehe
er ans Tafelbild geht; aber Wand, Raum und
Farben sollte er gründlich kennen, ehe er in
räumliche Formen seine Seele gießt. Am
Klavier können viele recht annehmbar improvi-
sieren. Was gelingt ist Zufall. Für die Kunst
darf es nicht Zufall geben. Sie hat ihre inneren
Gesetze, die sich erkennen lassen. Und nur
eine unbekannte Größe, die Intuition, d. h. den
ersten Antrieb. Wann er kommt, wie er er-
scheint, läßt sich nicht bestimmen, nur daß er
aus der Zeit stammt, das wissen wir. . . dr. r. c.
JOHN HOPPNER. »KIND MIT KANINCHEN«