Das einfache Haus.
stein mehr an sein Haus wenden wird, als es
unbedingt der Zweck erfordert. Das zwingt zu
einer vollkommen anderen Stellungnahme. Dem
Stümper, der nicht imstande ist, einem nackten
Baukörper durch gute Verhältnisse Schönheit
zu verleihen, ist gründlich das Handwerk gelegt,
denn es findet sich kein Bauherr mehr, der sein
Geld dazu hergibt, mit teurem Flitterkram das
Nichtkönnen seines Baumeisters zu verdecken.
Sparsamkeit wird dazu zwingen, einen ein-
fachen klaren Baukörper zu ersinnen, der an
sich schon Wohlklang hat, und man wird sich
davor hüten müssen, ihn künstlich in lauter
Vor- und Rücksprünge, Wulste und Ausquel-
lungen zu zerlegen, die angeblich ihren Ursprung
im Streben nach malerischer Wirkung, im Grunde
aber in der Unfähigkeit haben, einfache Bau-
körper mit klaren Grundrissen zu erfinden.
Eine der Hauptforderungen hierbei ist, dem
Bauwerk einen Grundgedanken zugeben, der
das Ganze beherrscht, anstatt wie bisher mei-
stens deren mehrere als hergeholtes Motiv
aufeinander zu propfen und dadurch alle um
jede Wirkung zu bringen. Man kann eben nicht
drei Melodien zu gleicher Zeit pfeifen, wenn
nicht eine entsetzliche Kakophonie entstehen
soll. Es ist dabei ganz gleich, ob ein Haus auf
Symmetrie oder Asymmetrie gestellt ist, nur
muß die einmal gewählte Haltung des Hauses
auch bis zu Ende durchgeführt werden. Aber
wie häufig sieht man Bauwerke mit ausgespro-
chen symmetrischer Gesamthaltung, bei dem
diese plötzlich durch ganz sinnlos angeheftete
„Motive" umgeworfen ist. Man sieht ordent-
lich, wie den Baumeister plötzlich der Mut ver-
lassen hat, er sich nicht mehr getraute, etwas
Einfaches und Klares auszusprechen, sondern
wieder zum Kleistertopf griff.
Einem in diesem Motivewarenhaus vollkom-
men verderbten Geschlecht wird es natürlich
sehr unbehaglich zu Mute, wenn es sich in dieser
schlichten Einfachheit aussprechen soll, und
tausend Vorurteile werden laut werden, um
darzutun, daß mit nackten Mauern und kahlen
Dachflächen doch unmöglich Schönheit, Wohn-
lichkeit oder gar — um das schreckliche Wort
stein mehr an sein Haus wenden wird, als es
unbedingt der Zweck erfordert. Das zwingt zu
einer vollkommen anderen Stellungnahme. Dem
Stümper, der nicht imstande ist, einem nackten
Baukörper durch gute Verhältnisse Schönheit
zu verleihen, ist gründlich das Handwerk gelegt,
denn es findet sich kein Bauherr mehr, der sein
Geld dazu hergibt, mit teurem Flitterkram das
Nichtkönnen seines Baumeisters zu verdecken.
Sparsamkeit wird dazu zwingen, einen ein-
fachen klaren Baukörper zu ersinnen, der an
sich schon Wohlklang hat, und man wird sich
davor hüten müssen, ihn künstlich in lauter
Vor- und Rücksprünge, Wulste und Ausquel-
lungen zu zerlegen, die angeblich ihren Ursprung
im Streben nach malerischer Wirkung, im Grunde
aber in der Unfähigkeit haben, einfache Bau-
körper mit klaren Grundrissen zu erfinden.
Eine der Hauptforderungen hierbei ist, dem
Bauwerk einen Grundgedanken zugeben, der
das Ganze beherrscht, anstatt wie bisher mei-
stens deren mehrere als hergeholtes Motiv
aufeinander zu propfen und dadurch alle um
jede Wirkung zu bringen. Man kann eben nicht
drei Melodien zu gleicher Zeit pfeifen, wenn
nicht eine entsetzliche Kakophonie entstehen
soll. Es ist dabei ganz gleich, ob ein Haus auf
Symmetrie oder Asymmetrie gestellt ist, nur
muß die einmal gewählte Haltung des Hauses
auch bis zu Ende durchgeführt werden. Aber
wie häufig sieht man Bauwerke mit ausgespro-
chen symmetrischer Gesamthaltung, bei dem
diese plötzlich durch ganz sinnlos angeheftete
„Motive" umgeworfen ist. Man sieht ordent-
lich, wie den Baumeister plötzlich der Mut ver-
lassen hat, er sich nicht mehr getraute, etwas
Einfaches und Klares auszusprechen, sondern
wieder zum Kleistertopf griff.
Einem in diesem Motivewarenhaus vollkom-
men verderbten Geschlecht wird es natürlich
sehr unbehaglich zu Mute, wenn es sich in dieser
schlichten Einfachheit aussprechen soll, und
tausend Vorurteile werden laut werden, um
darzutun, daß mit nackten Mauern und kahlen
Dachflächen doch unmöglich Schönheit, Wohn-
lichkeit oder gar — um das schreckliche Wort