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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Mues, Elfriede: Haus Dr. L. in Wetzlar: eingerichtet von Professor Bruno Paul, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0096

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Haus Dr. L. in Wetzlar.

Vorhänge, der Leuchter, alles in reinstem Zin-
nober. Ich sehe, wie belustigt Sie sind, wie Sie
diese Kühnheit des Architekten noch steigern,
einen Korb Citronen aufstellen und entzückt
sind. Man könnte hier so vieles ausprobieren
zu Schreck und Freude, unter den Farben die
größte Liebe erleben und die bittersten Kämpfe.
Wie schön z. ß. Veilchen dazu sind. Bank und
Sessel sind aus Rohr, auch das Rohr rot über-
strichen. Die Kissen und Polster haben das
Muster der Tapete. Sehr eigenartig ist der
hölzerne Leuchter. Er glänzt in seinem Anstrich
wie hellrote Kirschen. Die Schirme sind aus
lachsfarbener Seide mit grauer Litze und dämp-
fen seinen Übermut.

Das Musikzimmer ist ganz flächig gehalten:
der glatte, teppichlose Fußboden, die hohen
getäfelten Wände, die Decke; dazu die glatte
Fläche des Flügels und die der Möbel aus
Macassar-Ebenholz. Von besonderem Reiz ist
das Parkett. Es ist aus verschiedenen Hölzern
und Farben ineinandergefügt, aus schwarzer

Mooreiche, gelbem Kirschbaum und rotem Ma-
hagoni. Die Wände sind ruhig und klar durch
flache pilasterartige Streifen in breite Felder
eingeteilt. Diese sind nur belebt von einer
feinen Silberlinie, die oben gebrochen ist. Hier
fügt sich ein zartes chinesisch-barockes Orna-
ment ein, das je nach der Gestalt des Feldes
ein wenig variiert. Die feingebrochene Linie
wiederholt sich am Rand der flachen Decke und
schließt sich in der Mitte des Raumes zu einem
großen klaren Stern, aus dem der Kristalleuchter
herabhängt, trotz der reichen Wirkung rein in
den Linien. Die Täfelung ist taubenblau, die
feinen Linien silbern, und altrosa die Seiden-
vorhänge der Fenster. Dazu das farbige Parkett!
Hellblau ist auch der Grund der seidenen Möbel-
stoffe, die Muster verschieden. Können Sie
sich denken, wie Blumen in den Räumen aus-
sehen? Eins steigert die stille Schönheit des
anderen. Gut wird der Raum sein mit seinen
Wänden als Hintergrund zu Menschen und
Köpfen. Aber hier soll man ja garnicht sehen,
 
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