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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Mues, Elfriede: Haus Dr. L. in Wetzlar: eingerichtet von Professor Bruno Paul, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0103

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Haus Dr. L. in Wetzlar.

PROFESSOR BRUNO PAUL.

»AUS DEM MUSIKZIMMER«

sondern hören, und der Raum wird schon böse
sein, daß soviel von ihm selbst die Rede war.
Er will nur für die Musik da sein und ihre
Wirkung. Er möchte bei festlicher Musik
strahlend hell sein mit seinen Leuchtern und
Lüstern an den Wänden oder in verhülltem
Licht dämmerig bei dunkleren Klängen. Dann
ist die kleine Ecke, die das Zimmer erweitert,
sicherlich ganz geheimnisvoll. Hier schließt sich
ein Balkon an. Finden Sie es nicht schön, da-
durch den Zusammenklang zu haben von Musik
und Natur? Hier irgendwo liegt etwas Trauriges,
etwas wie von Molltönen, und man könnte sich
eine Novelle ähnlicher Stimmung hierher denken.
Sie lächeln, aber sprachen wir nicht oft darüber,
wie Räume nicht nur Stimmungen, sondern auch
Tun und Lassen suggerieren können? Eine,
wenn geschlossen, kaum sichtbare Tür führt
zur roten Diele. Stellen Sie sich nun vor, wenn
die Tür geöffnet ist, undin der mattblauen Wand
des Musikzimmers das rote Bild der Diele steht!

Aus dem Musikzimmer führe ich Sie in das
Eßzimmer. Auch dies ist getäfelt. Es ist mäßig
hoch, wie alle Räume dieses Hauses. Wegen
seiner Größe kommt es bei dem Eßzimmer wohl
am klarsten zum Bewußtsein. Die Decke ist
schmucklos und flach gewölbt. In tiefen Bogen
schneiden die hohen Fenster in die Decken-
wölbung ein. Sie gibt den beiden schmalen
Wänden ihren flachen Bogenausschnitt. Die
eine dieser Wände ist auch noch selbst
schwach gebogen mitsamt ihren Wandschränken
rechts und links von der Schiebetür. Diese
allein ist flach. Die andere Wand ist fast ganz
aus Tür und Fenstern gebildet, durch deren
kleines weißes Karo der Wintergarten hinein-
schaut. Er hat schwarze Korbmöbel und schwar-
zen Marmorboden, sehr wirkungsvoll zu dem
hellen Raum mit der weißen Täfelung. Hier ist
alles auf Schwarz-Weiß gestellt, farbig allein
der hellgrundige Teppich mit seinen großen
Ornamenten, den Prof. E. R. Weiß entworfen

xxv.

Okt.-Nov. 1921
 
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